Label: Repertoire (2023)
Guru Guru? Ist das nicht diese Althippiekommune, die in Finkenbach ihre altbackenen LSD-Kifferfestivals im Seniorenstift abhält? Nein! Nichts könnte weiter von den Fakten entfernt sein! Ja, "The Incredible Universe of Guru Guru" enthält die altbekannte Melange aus Free Jazz, Cream-Versatzstücken, hippieesker Lyrik und jeder Menge Freigeit, aber sie klingt trotzdem überaus frisch, aktuell und - ja, man mag es für unmöglich halten- immer noch avantgardistisch!
Der Elektrolurch wird einmal mehr recycelt, aber das ist okay, wir haben ihn durch die Jahrzehnte lieben gelernt, hinter der Lüsterklemme.
Aber was der neue Hauptkomponist Zeus B. Held, den Älteren noch bekannt als Keyboarder von Birth Control in der Mitte der 70er Jahre, hier an experimentellen Sachen vom Stapel lässt, lässt mein Herz singen! Es klingt ein wenig, als hätte Ed Wynne ein wenig zum neuen Opus beigetragen, wenn auch die obligatorische Kauzigkeit von Guru Guru in voller Pracht erhalten bleibt. Hätte es den God of Hellfire wirklich als Gastsänger gebraucht? Nein, aber auch das ist schön, dass Arthur Brown sich ebenfalls zurückmeldet mit einer durchaus gelungenen Kooperation.
Mich hat die Qualität dieser Platte echt beeindruckt und ich kann dem Seniorenkollektiv nur wünschen, dass es auf diesem Niveau noch eine ganze Weile so weitergehen wird. Für mich die Überraschung des Jahres.
Frank Scheuermann
9/10