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First Works

Label: Eigenproduktion (2005)

Der geschwungene Bandname dieser schweizer Formation passt irgendwie zum Stil des Albums: Majestätisch, erhaben, melodische Klangstrukturen. Das dieses Wort in der Übersetzung zugleich Verbrechen bedeutet, passt wiederum so gar nicht zur Musik. Denn eines kann man dem Erstlingswerk „First Works“ nicht unterstellen: Brutale Härte oder aggressive Songstrukturen. Was Felony auf ihrem Debut bieten, ist klassischer Melodic Metal, der mit sehr vielen Keyboard Passagen gemischt wird; der Hang zur klassischen Musik wird bereits mit dem Cover dokumentiert, diverse Einflüsse sind auch bei den Stücken unverkennbar. Was in der Vergangenheit bei den einen mehr und bei den anderen weniger funktionierte, wird auch bei Felony umgesetzt: Zwei gleichberechtigte Sänger. Hierbei muss man lobend anerkennen, dass Andreas Wildi mit seiner weiblichen Kollegin Andrea Richner sehr gut harmoniert. Obwohl beide in ihren Stimmen eine gewisse Ruhe ausstrahlen und somit keine gegensätzlichen Parts bieten, wirkt dies insbesondere in Verbindung mit den treibenden Tracks sehr gefühlsbetont. Glücklicherweise konnte Andrea Richner mittlerweile auch als festes Bandmitglied verpflichtet werden, nachdem sie das Album lediglich als Sessionmusikern eingesungen hat. Musikalisch erinnern mich auf „First Works“ viele Dinge an Royal Hunt zu D. C. Cooper Zeiten. Die Songs ,Justice’ und ,Tonite’ passend stimmungsmäßig zu dem damaligen Live-Album „1996“ der Dänen, vor allem in Bezug auf den Gesang im Duett und die Chorpassagen. Ansonsten beweisen Felony auf dieser Scheibe ihr Talent für schöne Melodien. Herausheben möchte ich an dieser Stelle den Opener, ,What A Felony’, ,Say Goodbye’ (sehr gut gelungen, auch wenn die dramatischen Keys zu Beginn ein wenig billig wirken), sowie die Ballade ,Promising Heart’. Die Handschrift von Sascha Paeth (Edguy, Rhapsody, Kamelot) ist hier jederzeit zu lesen und verleiht dem ohnehin schon melodischen Grundgerüst den nötigen Schliff. Kritischerweise sei auch angemerkt, dass ich mir hier und da etwas mehr Härte in den Songs gewünscht hätte. Ein Stück wie ,Freedom’ finde ich dann doch etwas zu sehr harmonisch. Etwas mehr Ecken und Kanten würden nicht schaden.

Alles in allem ist „First Works“ ein sehr gelungene Eigenproduktion, die vieles übertrifft, was unter der Hand eines Labels geschmiedet wurde. Starke Vorstellung.

Oliver Bender