Label: Warner Music (2019)
Don Felder wird es in diesem Leben nicht mehr schaffen, ein Fleißbildchen ins Hausaufgabenheft zu bekommen. Der ehemalige Eagles Gitarrist hat es seit seinem Ausstieg bei der Westcoast-Legende im Jahr 1980 auf gerade einmal drei (!!!!) Soloveröffentlichungen geschafft. Aber so ist es nun einmal, wenn man einen der erfolgreichsten Songs aller Zeiten geschrieben hat und die Tantiemen allmonatlich in Dimensionen auf Konto niederprasseln, dass man um die Statik fürchtet... :-D Damit lässt er selbst einen Tom Scholz wie einen Veröffentlichungswütigen erscheinen.
Nun denn, schauen wir uns an, was er uns in diesem Jahrzehnt an Musik zugedacht hat. Meine Erwartungen gingen erst einmal in Richtung altersweiser, entspannter Westcoast-Rock mit starken Country-Bezügen. Weit gefehlt! Don Felder hat offensichtlich das Gaspedal gefunden und gibt den Bleifuß, pedal to the metal, wie der Amerikaner sagt.
Das ist fast durchgängig klasse Hardrock mit fulminanten Gitarren und großartigem Gesang. Die Gitarrenparts stammen allerdings nicht flächendeckend von ihm, obwohl man bei dem Mann, der das Gitarrensolo von "Hotel California" komponiert und so unvergleichlich eingespielt hat, eigentlich nicht erwarten müsste, dass er Unterstützung braucht. Ich sehe das auch eher so, dass er bei den Eagles auch immer dann am besten war, wenn er sein Spiel mit dem kongenialen Part von Joe Walsh verzahn en konnte. Und das tut er hier ebenfalls, allerdings mit Leuten wie Joe Satriani, Richie Sambora, Alex Lifeson, Sammy Hagar und vielen anderen. Da bleibt kein Gitarristenauge trocken.
Mir gefallen die auf den Punkt komponierten Songs ausnahmslos gut, da sie sehr frisch rüberkommen. Das mag dem einen oder anderen ein wenig zu schlicht erscheinen, aber ich bin eben zuweilen auch ein Freund der Reduktion.
Für mich derzeit eines der Highlights im Rockjahr 2019!
Frank Scheuermann
9/10