Reviews

Live In Europe

Label: Mascot (2013)

Mike Portnoy ist ein echter Tausendsassa! Noch vor gerade einmal drei Wochen habe ich ihn in Karlsruhe zusammen mit der Band Winery Dogs gesehen, einem seiner unzähligen Allstarprojekte. Nun flattert mit der zu Beginn des Jahres auf der Europatour mitgeschnittenen Scheibe der Flying Colors das nächste Lebenszeichen dieses dauertrommelnden Maniacs in den Briefkasten. Die beiden bekanntesten Mitstreiter hören auf den selben Nachnemen: Morse. Dass dabei keinerlei verwandschaftliches Verhältnis besteht, ergibt sich spätestens, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass es sich dabei um Neal Morse (ex-Spock's Beard), den Keyboarder, Sänger, Gitarristen handelt, mit dem Mike Portnoy auch bei seinem anderen -wie könnte es auch anders sein- Allstarprojekt Transatlantic, musiziert und Steve, seines Zeichens ex-Gitarrist der Dixie Dregs, von Kansas und seit nunmehr 17 Jahren Nachfolger Ritchie Blackmores bei Deep Purple. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass mir Steve Morses perfektes, aber nahezu antiseptisches Gitarrenspiel nie besonders zugesagt hat, aber im Kontext mit dieser Band zeigt er, dass er durchaus imstande ist, Dynamik in sein Spiel einfließen zu lassen, und dass man mit seiner Musik nicht nur Operationsbestecke im Krankenhaus desinfizieren könnte.

Die Songs kommen live noch etwas verspielter rüber als auf der Studio CD von letztem Jahr. Dabei kommen vor allem die beatlelesken Momente besonders gut zur Geltung. Neben den Eigenkompositionen der Flying Colors werden auch mehr oder weniger ausführlich die bisherigen musikalischen Stationen der Bandmitglieder zitiert, unter anderem die Dixie Dregs, Spock's Beard und Dream Theater.

Zur Bildführung und zum Schnitt der DVD kann ich leider keine Angaben machen, da mir nur die CD vorliegt. Da ich aber die gemütliche und mittlerweile höchst professionelle Arbeitsweise von Filmer Bernhard Baran (He, du Sack, du hattest dir in den 80ern fast ein halbes Jahr meine Golden Earring Live von mir ausgeliehen!!!!!) kenne, hege ich keinerlei zweifel an einer angemessenen Umsetzung.

Für alle Portnoy-Unersättlichen ein weiterer Weg (neben der auch recht aktuellen Mike Portnoy Live in Tokyo), seine schwer verdienten Penunzen lustbringend in einen Ton- und Bildträger zu investieren!

Frank Scheuermann

9/10