Label: earMusic (2020)
Wenn Jazzmusiker sich an Rockmusik versuchen - zumal an Coverversionen- dann kann das ganz schnel zu unrhythmischem Kopfschütteln führen. Ich erinnere mich noch an eine Jazzversion von "Satisfaction", bei der einfach nur minutenlang, für mich scheinbar willkürlich, auf den Instrumenten herumgehackt worden ist, nur damit in den letzten drei Sekunden das berühmte Gitarrenriff auf einem Piano gespielt, ertönt. Aha.
Als großer Bewunderer von Al Di Meulas Gitarrenkunst solo oder im Verbund mit Return To Forever, weiß ich, dass er zuweilen brachialer zu Werke geht, als mancher Metaller. Nicht umsonst coverten Riot in ihrer Speedmetalphase eine Nummer des Maestros. Insofern bestand also von Beginn an Hoffnung beim Thema "Al und die Beatles".
Ich hätte mir persönlich eine psychedelische Covergestaltung mehr gewünscht als die Eingangstür zum Cavern in Liverpool, das auch schon John Lennon für seine 1974er Platte "Rock'n'Roll" Gewählt hatte. Aber egal - die Musik zählt. Und die hat es in sich. Vom ersten Ton an ist klar: Dies ist kein Cover-Album. Ganz im Gegenteil. Mit elektrischen und akustischen Gitarren hat sich der Virtuose die Hauptthemen der Songs zueigen gemacht, so dass sie nun zumindest anteilig meola und Beatles sind. Meistens klingt das auch noch locker und entspannt. Für Gitarrenfreaks ist die Platte so oder so ein Fest - vor allem, wenn Al seine alte Les Paul Custom auspackt, mit der er u.a. Elegant Gypsy und Romantic Warrior eingespielt hat. Die Nummern sind instrumental ausgelegt, auch wenn zuweilen die Stimme als Instrument eingesetzt wird.
Für Anspruchsvolle aus de, Progsektor und Gitarrennerds genauso eine Empfehlung wie für Fusion und Beatles-Freunde.
Frank Scheuermann
9/10