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Holy Diver Live

Label: SPV (2006)

Nachdem es mittlerweile anscheinend in Mode gekommen ist, komplette CDs der Vergangenheit am Stück aufzuführen, kann sich auch Altmeister Ronnie James Dio diesem Trend nicht ganz verweigern. Nun lag bei der Auswahl seiner eigenen Scheibe eigentlich nur ein kompletter Klassiker zur Wahl: sein Metal-Erstlings-Solo-Werk „Holy Diver“ (lassen wir einfach mal seine erste Scheibe „Dio At Dominos“ von 1961 außen vor…genau wie seine 50er Jahre Rock’n’Roll Singles!). Nun gibt es an der Umsetzung erst einmal nichts zu kritteln, außer dass der Sound streckenweise nicht die Transparenz vorzuweisen hat, die man mittlerweile gewöhnt ist. So klingt die Platte nur phasenweise wie eine CD aus dem Jahr 2005/06. Dabei liegt das Problem nicht auf Seiten der Musiker, die sind (wie bei Dio fast immer) über jeden Zweifel erhaben. Es ist mehr eine Frage der Aufnahmetechnik.

Erstaunlich finde ich es auch, dass im Booklet die Band nicht vorgestellt wird, und dass vor allem der Gitarrist noch nicht einmal abgebildet ist. Insiderinformationen zufolge handelt es sich aber um Doug Aldritch, der den damals verletzten Craig Goldie vorübergehend ersetzen musste - wahrlich ein mehr als würdiger Ersatz! Am Bass hören wir die Quiet Riot und Ozzy Osbourne-Legende Rudy Sarzo, an den Drums den ehemaligen AC/DC und OFO-Recken Simon Wright.

Auf der ersten Seite ist also die gesamte Holy Diver CD in Original Songorder zu hören, auf der zweiten CD finden sich dann einige Überraschungen: die Rainbow-Killer ‚Tarot Woman’, ‚Gates Of Babylon’ (!!!), ‚Man On The Silver Mountain’ und ‚Long Live Rock’n’Roll’, dazu zwei Black Sabbath Meilensteine mit ‚Sign Of The Southern Cross’ und dem göttlichen ‚Heaven & Hell’. Abgerundet wird die Kollektion durch die Dio Songs ‚One Night In The City’ und natürlich ‚We Rock’. Schade, dass ‚Stargazer’, das Dio beim Sweden Rock ebenfalls gespielt hat genauso wenig seinen Weg in diese Veröffentlichung gefunden hat wie Songs der genialen letzten drei Studioplatten „Magica“, „Killing The Dragon“ und „Master Of The Moon“. Aber wenn Dio mit den Live CDs in diesem Tempo weitermacht, dann können wir das Versäumte spätestens in zwei Jahren nachholen!

Frank Scheuermann