Reviews

Dio's Inferno - The Last In Live

Label: SPV (2006)

Es ist nunmehr fast eine Dekade her, als Dio mit seiner damaligen Band eine Liveplatte veröffentlichte, an der sich die Geister genauso schieden, wie an den letzten beiden Studioscheiben zuvor, nämlich „Strange Highways” von 1993 und „Angry Machines“ von 1995. Damals hatte sich der kleine Sänger zusehends vom traditionellen, hochmelodischen Metal abgewandt und eine neuartige, eher rifforientierte Spielweise mit dem ehemaligen World War Three Gitarristen Traci G. erprobt. Die traditionellen Dio-Fans wandten sich in Scharen ab, ohne dass er es geschafft hätte, neue Fans aus jugendlicheren Schichten hinzuzugewinnen. Die logische Konsequenz (denn neben aller künstlerischer Freiheit muss man als Musiker ja auch von den Veröffentlichungen leben könne!) war dann nach der Tour die Trennung von Traci G. und das erneute Anheuern von Craig Goldie. Mit ihm kam der traditionelle Dio-Stil auf „Magica“ wieder.

Mit einigem zeitlichen Abstand kann man „The Last In Live“ plötzlich anders würdigen. Natürlich erwartet man bei Songs vom Kaliber ‚Mistreated’, ‚Man On The Silver Mountain’, ‚Heaven And Hell’, ‚Don’t Talk To Strangers’ oder ‚Holy Diver’ einen Guitar Hero, nicht einen New Metal Riff-Holzhacker, aber wenn man jetzt rückblickend weiß, dass dies nur eine Episode bleiben sollte, dann gewinnt das eine neue Dimension. Und dass Songs wie ‚Jesus, Mary And The Holy Ghost’, ‚Straight Through The Heart’ oder ‚Double Monday’ ihre eigenen Qualitäten besitzen, das war mir damals schon klar. Historisch gesehen ergibt diese Veröffentlichung durchaus Sinn, wenngleich ich der neuen Liveplatte „Holy Diver Live“ eher den Vorzug geben würde.

Frank Scheuermann