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Of Decay And Desire

Label: AFM Records (2003)

Das ist doch mal ein Cover. Der Bandname ziert in einer goldenen Schrift das blau betonte mystische Bild, dass auf den ersten Blick keine Metalband vermuten lässt. Wenn überhaupt, käme vielleicht eine Progmetalband in Frage – so würden wohl alle vermuten, die Dark At Dawn nicht kennen. Genau so edel wie das Front Pic ist auch das Booklet gehalten. Jeder einzelne Song wird durch ein eigenes Bild repräsentiert, da hat man sich auf jeden Fall sehr viel Mühe gegeben. Also CD einlegen und entspannen? Weit gefehlt!

Auch wenn die Band ihren Stil als Romantic Dark Power Metal bezeichnet, verkörpert die Mucke alles andere als die friedliche Aussagekraft des Covers. Musikalisch sind Dark At Dawn ganz klar dem Power Metal zu zuordnen, wobei hiermit nicht der typische 08/15 Metal gemeint ist. Die Band legt sehr viel Wert auf atmosphärische Elemente, vor allem das höchst harmonische Gitarrenspiel trägt die Stücke auf eine spezielle, einzigartige Weise. Trotz alledem verkörpert die Band durchaus auch harte und dramatische Elemente. Für die musikalischen Arrangements ist größtenteils Drummer Torsten Sauerbrey verantwortlich, der neben dem Songwriting auch die Gitarren- und Keyboardparts eingespielt hat. Was die Band Dark At Dawn an sich so interessant macht, sind die Vocalparts, die ein starken Gegensatz zu der Musik liefern. In dem Gesang von Thorsten Kohlrausch schwingt eine Menge Gothic mit, der stimmgewaltige Frontmann singt zudem in tieferen Regionen, was dem Ganzen ein große Portion Melancholie verleiht und stellenweise an Nick Cave erinnert (atmosphärisch, nicht gesanglich). Herausgekommen ist somit ein Album, dass im Fluge die Zeit vergehen lässt. Auch wenn einige Stücke ähnlich gelagert sind, kommt keine Langeweile auf. Dafür sorgen z. B. Tracks wie das gefühlvolle ,Luna’ , dass dramatisch angelegte ,End Of Ice -Warriorqueen’ oder das kongeniale ,The 5th Horsemen’, angereichert mit starken Keyboardparts und einem einprägsamen Refrain. Bei ,Soulitude’ liefert sich Shouter Thorsten sogar ein Duell mit einer Sängerin, was den Gothic Charakter zusehens verstärkt.

Dark At Dawn können mit Fug und Recht behaupten, dass sie ihren eigenen Stil haben. „Of Decay And Desire“ bietet alles, was ein großes Album ausmacht, deshalb: Kaufen und sich in den Bann ziehen lassen!

Oliver Bender