Label: Rhino Records (2016)
Es gibt keinen anderen Musiker des 20. Jahrhunderts, der so sehr polarisiert, wie Phil Collins. Das ist eigentlich erstaunlich, denn seine ursprüngliche Bestimmung lag hinter dem Drumset als Schlagzeuger - und die beachtet man ja nun wirklich nicht zu sehr. Neben seiner Haupttätigkeit für Genesis (ab deren 3. LP 1971), begann er sich auch bald für eigene Projekte zu interessieren. Der erste Ausdruck davon war die Fusion Band Brand X, bei der es ihn aber nicht wirklich lange hielt. 1982 kam dann mit der vorliegenden Scheibe "Face Value" das erste echte Solowerk neben Genesis, deren Hauptsänger er zwischenzeitlich, nach dem Abgang von Peter Gabriel, auch geworden war. Mir ging damals , nach nur kurzer Zeit, schon seine erste Hitsingel "In The Air Tonight" ziemlich auf die Nerven, und daher habe ich mich bislang gar nicht so sehr mit den übrigen Stücken beschäftigt.
Rückblickend muss man sagen, dass -wenn er so abwechslungsreich weitergemacht hätte, wie hier angedeutet- es niemals zu solchen Hasstiraden gegen ihn gekommen wäre. Hier wechseln sich soulige Songs mit Akustikblues und progressiven Nummern ab, die sogar auf einem Genesis Album der 70er hätten Platz finden können.
Das Gesamtpaket kommt mit einer üppig befüllten zweiten CD, die vor allem Liveaufnahmen und Demoversionen enthält, die einen überaus interessanten Blick auf die Welt des Phil Collins zulassen. Selbst eingefleischte Collins-Hasser, sollten der Platte einmal eine Chance geben. Sie ist deutlich besser als alles, was er solo danach getan hat.
Frank Scheuermann
9/10