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Clapton

Label: Reprise Records (2010)

Die Legende besagt, dass sich Ritchie Blackmore und Ian Gillan aus dem Grund verkracht haben, weil Ian Gillan ein beinharter Fan von Eric Clapton ist und Blackmore der Meinung ist, dass die einzig relevanten Aufnahmen Claptons zusammen mit Cream entstanden sind. Und in genau diesem Spannungsfeld befinden sich die Kommentare zu Eric Clapton seit dem Ende der damaligen Supergroup. Wer ähnlich wie Blackmore denkt und sich von Meister Slowhand mal wieder Geschindigkeitsorgien an der Gibson SG wünscht (genau, die spielte Clapton bei Cream...), der ist bei der neuen Scheibe völlig fehl am Platz.

"Clapton" ist ein bedächtiges, ruhiges, entspanntes Alterswerk. Eric hat sich nicht die Mühe gemacht, das mit dem Komponieren selbst in die Hand zu nehmen, sondern spielt sich weitgehend durch Blues- und Jazzklassiker. Das mit dem Blues konnte man ja erahnen, und einige seiner besten Scheiben der letzten 20 Jahre waren ja auch Bluesplatten. Aber dass man an einigen Stellen mit typischen New Orleans und Brassband Sounds verwöhnt wird, das ist schon eher überraschend.

Ob es allerdings notwendig war, einen der absoluten Vocal Jazz Klassiker ('Autumn Leaves') neu aufzunehmen, das kann man sich fragen. Immerhin existieren davon schon einige hundert Versionen (von Eva Cassady bis Miles Davis). Sollte erholsamer Musikgenuss ohne Hektik, am besten mit einem Ausflug in völlig andere Jahrzehnte auf Deinem Plan stehen, dann ist "Clapton" bestimmt die Scheibe für dich. Und so, wie Slowhand es angedeutet hat, möchte er die jazzige Richtung erst einmal weiter verfolgen. Trotzdem würde zumindest ich mir mal wieder einen Gitarrenorgasmus wie in der Liveversion von 'Crossroads' (Cream) wünschen. Zusammen mit Steve Winwood hat Clapton doch zumindest live gezeigt, dass er Gas geben kann, wenn er will.

Frank Scheuermann