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Tumult!

Label: Edel (2009)

Skurrile Ideen sind in der heutigen Musikszene fast schon der Durchschnitt. Wenn ich bedenke, wie ich seinerzeit, im Jahr 1987 eine Deltabluesband auf die Beine stellen wollte in der Besetzung Gitarre, Querflöte und Cello, da haben mich die Herren Blues-Fundamentalisten ganz schön in die Mangel genommen. Aber in den Zeiten von Apocalyptica und Mittelaltermetal wird Ungleichzeitiges plötzlich gleichzeitig….

In diese Gruppe passen Coppelius wie Arsch auf Eimer. Die durchgeknallten Herren, die behaupten, seit 1825, also seit den Tagen, als Fürst Metternich nach dem Sieg über Napoleon auf dem Wiener Kongress die Restauration festklopfte, als Band zusammen zu spielen, legen nun nach "Zeit - Time" ihren Zweitling vor. Sie zeigen sich mit ihrer wundervoll altbackenen Sprache dem Geiste des Biedermeier verpflichtet, auch wenn sie musikalisch so brachial zur Sache gehen, wie man das von einer Band, die mit Cello, Kontrabass und Klarinette rockt nur erwarten kann. Wo man auf der Debütscheibe vor gut einem Jahr noch 'Murders In The Rue Morgue' vom Iron Maiden Zweitwerk "Killers" dem leckeren Cocktail aus Eigenkompositionen hinzugefügt hat, prangt jetzt als nicht minder prominente Coverversion 'Charlotte The Harlot', ebenfalls von den Eisernen Jungfrauen.

Vom ersten Ton des gesprochenen Intros weg, kann man gar nicht anders, als diese sympathischen Kauze ins Herz schließen. Die Instrumentierung zaubert das eine oder andere Lächeln aufs Gesicht und die wundervolle Sprache, die trotz aller antiquierten Formen immer einen hohen Gehalt an schwärzestem Humor aufweist, bewirkt einen endgültigen Dammbruch. Ich jedenfalls werde mir die Jungs bei Gelegenheit einmal live anschauen. Und bis dahin wird die CD noch einige Male laufen.

Frank Scheuermann