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Beyond The Gates

Label: Noise Records (2004)

Man kann über Joacim Cans sagen, was man will, eines steht jedoch fest: Was der Mann anpackt, wird zu Gold. Seine Erfolge mit Hammerfall sprechen für sich, nichtsdestotrotz hatte der Workaholic noch Genug Zeit und Ideen, seine eigenen Vorstellungen in einer zweiten Band zu verwirklichen, die schlicht und ergreifend nach ihm selbst benannt ist. Das Line-Up liest sich hierbei wie das Who is Who des Metal: Stefan Elmgren (Hammerfall), Mat Sinner (Primal Fear), Mark Zonder (Fates Warning) und Mike Chalsciak (Halford) gehören zur festen Besetzung, mit der man auch live auftreten will.

Meine einzige Sorge bei dieser Soloscheibe war, dass die Songs in die gleiche Richtung gehen wie bei Elmgren’s „Full Strike“, dass zwar keine schlechte Platte war aber letztlich doch nur Hammerfall Songs der zweiten Kategorie verkörperte. Diese Befürchtung wird zunächst einmal durch das Cover vertrieben, dass um einiges düsterer ausgefallen ist als die Hammerfall Malereien. Im gleichen Stil sind auch die 12 Songs von „Beyond The Gates“ gehalten. Das Album hat wirklich null Gemeinsamkeiten mit Hammerfall. Cans klingen wesentlich härter, die Songs präsentieren sich atmosphärisch in einem düsteren und unheimlichen Gewand und orientierten sich am klassichen Heavy Metal ohne den heutigen Kitschfaktor. Bis auf zwei Ausnahmen sind die Tracks allesamt im Midtempostil gehalten, ein Genuss sind die herrlich aufschreienden Gitarren, die man in den heutigen Powermetalproduktionen kaum noch zu hören bekommt. Mark Zonder und Mat Sinner bilden eine kongeniale Rhythmusfraktion, nicht minder genial harmonieren die beiden Gitarristen Elmgren / Chlasciak. Joacim Cans hat sich dem Songmaterial auch stimmlich angepasst und singt bei weitem nicht so hoch, wie man das von Hammerfall oder auch Warlord gewohnt ist.

Als Sinnbild für die Marschroute der Band sei hier nur einmal der Titelsong ,Beyond The Gates' genannt. Der Track beginnt mit balladesken Zügen, steigert sich im weiteren Verlauf zu einem treibenden Stampfer, der durch die Keys sehr viel Dramaturgie erzeugt und in seinen düsteren Backing Vocals und dem aggressiven Gesang seinen Höhepunkt findet. Ein Song wie ,The Key’ ist vom Songwriting her eher simpel gehalten aber simpel genial. Der Chrous hört sich fast wie ein Kinderchor an und verbreitet im Ganzen ein Feeling vom baldigen Armageddon. Neben diesen Songs gibt es auch progressiv beeinflußte Tracks zu bewundern (,Soul Collector’, Hammer!), reinrassige Heavy Metal Hymnen (,Silent Cries’ ,Sign’) oder auch einmal eine Heavy Rock Nummer wie ,Dreams’. Hier und da erkennt man leichte Ähnlichkeiten zu Rage oder Edguy, aber im Ganzen haben es Cans geschafft, eigene Trademarks auf hohem Niveau zu setzen.

„Beyond The Gates“ verkörpert all das, was Joacim Cans mit Hammerfall nie umsetzen könnte. Eine fantastische Scheibe, deren großartige Kompositionen von exzellenten Musikern umgesetzt werden. Absoluter Kaufzwang!

Oliver Bender