Reviews

The Cage 2

Label: Frontiers Records (2002)

So, da ist er mal wieder, der italienische Gitarrist, der anscheinend irgendwann einmal darum gewettet hat, dass er es fertig bringt, mit jedem ehemaligen Mitstreiter der Herren Ritchie Blackmore und Tony Iommi mindestens ein Projekt gemacht zu haben. Wenn dies der Fall sein sollte, dann steht er schon kurz vor dem Gewinn eben dieser Wette! Nachdem er im letzten Jahr mit der Band (?) Voodoo Hill (mit Glenn Hughes, ex-Deep Purple und Black Sabbath!!!) die Messlatte für weitere Aktivitäten bereits fast unerreichbar hoch geschraubt hatte, legt er nun mit The Cage 2 den Nachfolger von (nun ja, das war ja nicht besonders schwer...) The Cage vor. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das er gemeinsam mit Tony Martin am Laufen hat, dem – Richtig!!! - ehemaligen Black Sabbath-Sänger. Dazwischen lag übrigens noch eine Tour - unter anderem mit Graham Bonnet (jaja, ich weiss, der ehemalige Rainbow-Sänger) und Don Airey (der ehemalige Rainbow- Keyboarder, der jetzt Jon Lord bei Deep Prple ersetzt hat). Doch genug des musikhistorischen Gesülzes! The Cage 2 schleicht sich in meinen CD Player und legt gleich mit geilstem Power-Riffing los. Das klingt gleichermaßen nach alter Schule wie durch den perkussiven Schlagzeugeinsatz andererseits sehr modern. Der Song nennt sich ‚Terra Toria’ und kommt mit Tony Martins Trademark Vocals daher, wie wir sie seit „The Eternal Idol“ (1987) kennen und lieben. Die Produktion ist fett und lässt trotz hohen Melodiegehalts der Songs den Sommer im offenen Cabrio auf der Autobahn mit englischer Verstärkereinstellung (alle Regler schlagen rechts an!) herbeisehnen! Die beiden Masterminds, die auf dieser Scheibe übrigens von Tony Franklin (bass) unterstützt wurden (nein, er hat weder mit Blackmore noch mit Iommi gespielt, dafür aber mit Jimmy Page!) schaffen mit großartigem Songmaterial den Spagat zwischen Radiotauglichkeit und authentischem Rockfeeling. Gitarrenschülern sei das Intro zu ‚Life, Love And Everything’ zur Nachahmung empfohlen. Sobald das klappt, kann sich besagter Schüler dann um ‚II’ kümmern, eine filigrane Gitarrennummer. Das Songwriting bleibt die ganze Zeit auf einem nahezu einheitlich hohen Niveau, daher fällt es schwer, einzelne Songs besonders hervorzuheben. Einer meiner Favoriten ist allerdings das epische, elegant dahin fließende ‚Wind Of Change’ (nein, ohne einen schräg daherpfeifenden Klaus Meine), das seinen Platz durchaus auch auf „Tyr“ (1990) oder „Headless Cross“ (1989) hätte behaupten können und das im Anfangsriff leicht Led Zeppelineske „Theater Of Dreams“. Insgesamt eine tolle Platte. Apropos Led Zep: mit ‚Dazed And Confused’ bringt man wieder in bester Dario Mollo Tradition einen Hardrock-Klassiker zu Gehör, nachdem auf „Voodoo Hill“ noch „Gypsy“ von Deep Purple herhalten durfte. Und die Aufgabe wurde inklusive psychedelischem Mittelteil souverän gelöst! Hierbei merkt man eben doch, aus wessen Schule Dario Mollo kommt! Kunst kommt eben doch von Können.

Frank Scheuermann






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