Label: Warner Music (2015)
Das Chamäleon der Rockmusik wird David Bowie mehr als zurecht genannt. Seit etwa 50 Jahren im Geschäft, hat er sich selbst alle paar Jahre komplett neu erfunden und uns durch die Dekaden hindurch immer wieder neue Musikstile und Imagewechsel angedeihen lassen. Vom hippen Beatjünger mit The Lower Third hin zum Blueser mit den Mannish Boys, dann psychedelischer Pop mit seiner ersten Soloscheibe, dann hippyesker Folkrock, Protometal mit der legendären "The Man Who Sold The World", danach Glam, Blue Eyed Sould, Electronica, Postpunk, Disco, Pop, Drum'n'Bass, Techno, Garagerock. Make-up und Phantasieklamotten wechselten sich ab mit Lederjacke, Maßanzug und Clownskostüm. Kaum einer wagte, die nächsten Schritte dieses Brillanten Musikers vorherzusagen, der ganz nebenbei auch herausragende Karrieren als Maler und Schauspieler zu verzeichnen hat.
Mit "Five Years" wagt sich nun Warner an ein Werk epischer Dimensionen. David Bowies Frühphase (abzüglich der ersten Soloplatte, die auf DERAM erschienen war und der Bandbeteiligungen) erscheint nun erstmals in einer umfassenden Box, die 12 CDs umfasst. Darin sind die Studioalben "Space Oddity" (auch bekannt als "Man Of Words, Man Of Music"), "The Man Who Sold The World", "Hunky Dory", "The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" (in zwei unterschiedlichen Mixen), "Aladdin Sane" und "Pinups" (David Bowies Coveralbum), sowie die beiden Livealben "Live At Santa Monica 1972" (viele Jahre nur als Bootleg LP erhältlich) und das legendäre Ziggy Stardust Abschiedskonzert von 1973 enthalten. Als nette Dreingabe erhält man eine Doppel CD mit Outtakes und Single B-Seiten, sowie bislang unveröffentlichten Single Edits. Das Booklet kommt mit 128 Seiten im CD-Format schon recht üppig daher. Die drei Scheiben "Space Oddity", "The Man Who Sold The World" und "Pinups" wurden neu gemastered. Das Ganze sieht in seinem Pappschuber sehr schmuck und wertig aus.
Das Gesamtpaket (der Ausdruck trifft es hier wirklich) kommt schon sehr überzeugend rüber. Allerdings drängt sich mir nach der ersten Begeisterung die Frage auf, warum hier so viele Songs, die bei den Deluxe-2CD-Ausgaben der jeweiligen Original CDs berücksichtigt worden sind hier fehlen. Dazu gibt es die BBC Aufnahmen auch nicht - was man bei solch einer üppigen Box durchaus hätte initiieren können. Unterm Strich also eine wundervolle, aber definitiv nicht perfekte Box, die aber trotz allem die Anschaffung lohnt.
Frank Scheuermann
7/10
(Die Musik an sich hätte 10 von 10 Punkten verdient!)