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Mirror

Label: Rough Trade Distribution (2007)

Da ahnt man nichts Böses und fingert seine Post aus dem Briefkasten, und was kommt da hervor gekrochen? Eine CD einer unbekannten Band namens Blind Ego. Da man heutzutage von vielen unnötigen Labels mit unnötigen Platten von unnötigen Bands bombardiert wird ist (zumindest bei mir) die Bereitschaft, sofort eine solche CD aufzulegen vergleichsweise gering. Zufällig hatte ich nichts anderes zur Hand und habe den Erstling von Blind Ego sofort im Auto aufgelegt, ohne auch nur einen Blick ins Info geworfen zu haben. Was ich hörte, kam mir seltsam vertraut vor. An der nächsten Ampel wurde mir klar, warum das so war:

Blind Ego sind das Soloprojekt des RPWL-Gitarristen Kalle Wallner, der mit Gleichgesinnten aus dem Lager von IQ, Jadis, Arena und Konsorten seine private Sicht des Phänomens Progrock einspielen wollte. Das Ergebnis ist beachtlich und klingt etwas gitarrenlastiger als die Produkte seiner Stammband. Dabei sind weiterhin beatleesque Melodien im Übermaß vorhanden, die mit sphärischen Keyboards geradezu elysisch wirken, verstörende 13/8 Rhythmen sorgen dafür, dass Menschen ohne Abitur sich von dieser Veröffentlichung fernhalten und filigrane Gitarrenarbeit, die etwas straighter wirkt als bei RPWL, die besten Mittel. Bei 'Break You' wollen sich mir sogar leichte Robert Palmer Anklänge aufzwingen. Erstaunlich! Besonders empfehlenswert ist der unglaublich abwechslungsreiche Langtitel 'Forbidden To Remain':

Da Seitenprojekte eher selten die Neigung besitzen, eine komplette Tour durchzuziehen, wird man sich in absehbarer Zeit wohl damit begnügen müssen "Mirror" auf der heimischen Anlage zu hören. Aber das sollte jeder Progfan wenigstens einmal getan haben.

Frank Scheuermann