Reviews

Full Moon Collection

Label: Frontiers Records (2005)

Zehn Jahre nach dem letzten Lebenszeichen dieser englisch-amerikanischen Hardrockband kommt nun über das rührige italienische Frontiers-Label eine Werkschau auf den Markt. Im Package, das in einem wunderschönen Digipak veröffentlicht wird, sind alle drei Originalalben aus den Jahren 1991-1995 (Bad Moon Rising, Blood und Opium For The Masses) vertreten. Zusätzlich sind noch sieben Bonustracks, allesamt Sessionouttakes von anno dunnemals, draufgelegt. Nach all den Jahren wir wieder einmal deutlich, wie groß der Schaden war, der durch die Grunge-Welle ausgelöst worden ist: Neben all den verdientermaßen weggespülten Haarspray Metalbands aus Kalifornien hat es damals leider auch herausragende Bands erwischt. Kal Swan (vocals, acoustic guitar) und Doug Aldrich (lead guitar) lieferten konsequent herausragenden Hardrock im Fahrwasser von Acts wie Thin Lizzy und Whitesnake ab. Lediglich der `95er Output Opium For The Masses hat ein deutlich reduziertes Quantum an gitarristischer Soloarbeit aufzuweisen und frönt somit ein wenig dem damaligen Zeitgeist. Ein Neuling im Rockbusiness war Herr Aldrich schon damals nicht, bediente er schon zuvor die sechssaitige bei den progressiven Pompmetallern von House Of Lords (um den ehemaligen Angel Keyboarder Gregg Giuffra). Das hört man der ersten Scheibe auch noch deutlich an, da die Rhythm Section aus Ken K. Mary (House Of Lords, ex-Fifth Angel/ ex-Alice Cooper) an den Drums und Chuck Wright (ebenfalls House Of Lords) am Bass bestand. Beim Song „Built For Speed“ gastiert ein damals noch nicht ganz so durchgeknallter Gitarrengott namens Michael Schenker an der zweiten Leadgitarre und dessen damaliger Sänger Robin McAuley (ex-Far Corporation –AUA!!!) veredelt das Teil mit weiteren Backing Vocals. An den Tasten ist ein weiterer Alice Cooper-Veteran zu hören (Fred Mandel).

Der Zweitling „Blood“ wurde dann noch in Teilen von der gleichen Besetzung eingespielt, auch wenn die Herren Aldrich und Swan sich mittlerweile auf eine tourtaugliche Band verständigt hatten, was mit Ken Mary und Chuck Wright wegen deren sonstigen Verpflichtungen nicht möglich war. Stilistisch änderte sich nichts, auch wenn nun in Ian Mayo (bass) und Jackie Ramos (drums) ein stabiles Line-up gefunden war. Absolutes Highlight dieser Veröffentlichung war das majestätische „Servants Of The Sun“.

Der letzte Teil diese wunderschönen Boxed Sets beinhaltet die damals zu Unrecht untergegangene und sträflich unterbewertete Scheibe Opium For The Masses. Obwohl sie einige Kompromisse bezüglich des Zeitgeistes eingeht, enthält sie doch besten traditionellen Hardrock, der niemals peinlich wird oder aufgesetzt wirkt. Nach dieser Veröffentlichung war dann leider Schicht im Schacht und die Herren begaben sich auf die Suche nach neuen Dayjobs.
Für mich stellt sich die Frage, ob das Ableben von Bad Moon Rising nun eine einzige Tragödie war oder nur das Opening zu einem größeren Kapitel in der Geschichte des Hardrock. Schließlich kam Doug Aldrich über Umwegen erst in die Band von Ronnie James Dio, bei dem er uns eine göttliche Studioplatte und eine Live DVD hinterließ, und schließlich in die neue Whitesnake Besetzung des Herrn Coverdale, wo er zusammen mit Reb Beach (neben Aldrich mein zweiter Lieblingsgitarrist der 90er Jahre!!!!) in die Saiten haut und dem fast senilen ex-Deep Purple Shouter wieder neue Energie in den Hintern geblasen hat.

Egal, wie man die Geschichte und das Ende von Bad Moon Rising auch immer bewerten möchte: sie haben uns ein wundervolles Erbe hinterlassen, das man jetzt zu einem vernünftigen Preis (wieder-) entdecken kann. Wenn Ihr mich nach meiner unmaßgeblichen Meinung befragt: Pflichtkauf für alle Freunde traditionellen Hardrocks der 70er und 80er Jahre! Endgeil!

Frank Scheuermann