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507

Label: Rocking' Nation Music (2006)

Aus dem Teeny-Pop ausgewachsen dachte sich Gil Ofarim, früher nur als Gil bekannt, er könnte es mal mit echtem Alternative Rock versuchen. Zusammen mit seinem Bruder Tal, Roland Söns und Dominik Scholz, der früher Drummer bei Joachim Deutschland war, gründete er Zoo Army. Im Mai 2005 ging es los, vorher war Gil noch solo unterwegs um zu zeigen, dass er den Rock im Blut hat. Die führte dazu, dass er 2003 von Jon Bon Jovi persönlich als Support ins Olympiastadion München eingeladen wurde. Die Gruppe selbst hat auf ihrer Liste die Leningrad Cowboys, Fury In The Slaughterhouse und Caliban stehen. Doch nun zu ihrem Debüt „507“.

‚Tell Me Something’ fängt so an, wie man es sich für einen guten Alternative Rock Titel vorstellt. Er gibt gleich Gas und versucht sich nicht beim Hörer einzuschmeicheln. Die Stimme von Gil scheint wirklich erwachsen geworden zu sein, denn sie klingt sehr nach Whiskey und Zigaretten, was positiv zu bewerten ist. Eine ohrwurmverdächtige Melodie steht hinter dem Opener und zwingt die Füße zum mitwippen. Aggressive Riffings stehen auf der Tagesordnung wenn man sich die Platte weiter anhört, doch nicht hirnlos, wie es manche Band macht, sondern immer ins Konzept eingebunden. ‚Broken’ beispielsweise setzt sich aus eben genannten Riffings und ruhigen Momenten zusammen ohne dabei aus dem Gleichgewicht zu kommen. Dass Gil mal Pop gemacht hat hört man noch, vor allem in den Balladen. ‚Feel’ stellt gleich durch seinen Titel klar worum es geht. Wo Gefühle drauf stehen sind auch welche drin. Eine lupenreine Rockballade, wie sie Bon Jovi auch nicht anders gestaltet hätte. Die Stimme kommt weich und gefühlvoll zum Einsatz, wird also viele Frauenherzen zum Schmelzen bringen, die damals schon bei Gils Popsongs angefangen haben zu kreischen. Glücklicherweise besteht der größere Teil der CD nicht aus Balladen sondern aus Rocksongs mit viel Popappeal.

Gil hat von seiner Vergangenheit profitiert und lebt sein damals latentes Rockerherz voll aus. Gar nicht mal schlecht kann man da nur sagen, auch wenn sehr viel Popeinfluss vorhanden ist. Das Debüt ist dennoch gelungen und Gil scheint mit seiner Band wieder auf dem Weg nach oben zu sein.

Winfried Bulach






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