Reviews

Kalte Sonne

Label: Drakkar (2002)

Zeraphine ist der Plural des Wortes Seraph. Wer von euch den Film ´Dogma´ gesehen hat, kann sich ungefähr vorstellen, was damit gemeint ist. Für die anderen sollte die folgende Erklärung genug sein: Seraphin entstammt dem Hebräischen und ist das Synonym für ein himmlisches Wesen mit sechs Flügeln, Händen und einer menschlichen Stimme. Soviel zum Bandnamen. Jetzt zum Entscheidenden, der Musik. Laut eigenen Aussagen der Akteure wurde weder auf Kommerzjunkies noch auf irgendwelche Klischees oder Schubladen geachtet. Es soll einfach nur das sein, was sich die Akteure unter Musik vorstellen. So jedenfalls sehen das Sven Friedrich - Vocals und Norman Selbig - Guitar, die Gründer bzw. Bandleader von Zeraphine.

Um Zeraphine musikalisch zu beschreiben, fehlen mir die Worte. Aber ein Vergleich ist meines Erachtens nach nicht falsch: Man kann Zeraphine in der Gegend von Illuminates „Bittersüßes Gift“ ansiedeln. Wobei mir aber bei jedem Hören neue Details auffallen, die das Album sehr interessant machen. Bei den Texten ist es eine vergebene Mühe, wenn man lebensbejahende Texte sucht, denn die wird man nicht finden. Viel mehr geht es darum, wie man sich verhält, wenn man sich mal nicht (wie des Öfteren) auf der Sonnenseite des Lebens befindet. Durch die direkten Texte und die deutsche Sprache wird man förmlich in eine andere Welt geführt. Die eben angesprochene Sprache ist auch der entscheidende Unterschied zu dem vorherigen Projekt von Sven Friedrich: Dreadful Shadows. Aber gerade die Texte in deutscher Sprache verstärken die Emotionen, die herüber gebracht werden sollen, um einiges.

Die fast unbeschreibliche musikalische Darbietung, gepaart mit den emotionsfördernden Texten, macht „Kalte Sonne“ zu einem Fixpunkt in der Gothic-Szene. Um den Beipackzettel mal zu zitieren: Für das Debütalbum „Kalte Sonne“ muss man sicherlich neue Kategorien erfinden (...). Selten hat ein Beipackzettel so recht wie dieser. Mein Tipp: Diese CD sollte man in seinem CD-Regal wissen!

Carsten Rothe