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God Curse Us

Label: Rise Above (2012)

Etwas Doom gefällig? Die Engländer von Witchsorrow bieten genau das, was man von einer auf dem Rise Above Label beheimateten Band erwartet: 70er Jahre Hard Rock und vor allem Doom satt! Das Ungewöhnliche an der Band ist zunächst einmal etwas, das im Heavy Metal immer noch einen gewissen Seltenheitswert hat: Eine Frau am Bass.

Rein akustisch betrachtet entfaltet sich eine Doom-Lava-Walze der gehobenen Güteklasse, die allerdings an die Urmeister von Black Sabbath nicht ganz heranreicht und auch neben anderen Genregrößen wie Reverend Bizarre oder Saint Vitus noch fast zu fröhlich rüberkommt. Fröhlich? Nein, nicht ganz, aber das gesamte Elend des Daseins wird noch nicht ganz so in Endfassung gegossen, wie es andere Bands tun. Viele der vor allem langen und überlangen Songs bieten noch nicht ganz die Spannungsbögen und die fast schon kontemplative Eintönigkeit, die manches Reverend Bizarre Intro (ohne Soloeinlagen!) in fünf Minuten zu einer hypnotischen Hydra gemacht hat. Ist "God Curse Us" deswegen eine schlechte Scheibe? Mitnichten. Vor allem, wenn die Band zwischendurch das Gaspedal findet, wie in dem Kopfschüttler 'Breaking The Lore' (wird hier etwa auf den Judas Priest Klassiker ähnlichen Namens angespielt?), dann kann die Band vollaus überzeugen.

Dabei lässt man sowohl klanglich als auch ästhetisch keinerlei Klischees aus, aber das ist schließlich Teil des Konzepts. Es gibt wohl auch keine Spielweise des Heavy Metal, die so tief und so überzeugt in ihren Urbildern verwurzelt ist. Totenköpfe, Kerzen, tiefe, dunkle Kapuzen. Aber sind wir ehrlich: Wer würde schon eine Doom Platte kaufen, auf der kleine Kätzchen, Schmetterlinge und Regenbögen abgebildet sind und bei der über den Valentinstag, einen Kindergeburtstag oder eine Frühlingswiese gesungen wird? Eben. Und Witchsorrow bieten genau das, was der Genrefan haben möchte.

Frank Scheuermann