- Hideaway
- Messin' With The Kid
- Walking By Myself
- Mississippi Blues
- Divin' Duck
- Johnny B. Goode
- Suzie Q
- Drum Solo
- I'm Ready
- Rockabilly Boogie
- Medley
- Jumpin' Jack Flash
Label: Made in Germany (MIG) (2011)
In den letzten zwanzig Jahren durch falsche Managemententscheidungen und verbrecherische Medikamentierung zu einem Schatten seiner selbst verkommen, kann man auf der jüngst im Hause MiG erschienenen DVD bzw. Doppel CD nachhören, warum Johnny Winter einmal einer der größten, besten und härtesten weißen Bluesmusiker war. Wenn der Albino mit seiner Gibson Firebird zu seinen fulminanten Soli ansetzte, da wusste man schon im Vorfeld, dass kein Stein auf dem anderen bleiben würde. Als der Woodstock Veterane dann zur Rockpalast Nacht eingeladen wurde, unterbrach er seine Arbeit mit Muddy Waters, dessen letzte drei hervorragende Studioalben und die wohl beste Liveplatte seiner Karriere ohne Johnny Winters Produktion und Gitarrenspiel undenkbar wären (hört Euch einfach mal Muddy Waters' "The Blues Had A Baby (And The Namen It Rock'n'Roll)" an und Ihr wisst, was ich meine!). Und das war gut so. Denn spätestens mit diesem Konzert wurde Johnny Winter auch in Europa zur Legende. Und jetzt kann jeder sehen, warum das so war.
Die Band spielt tight und Johnny Winters Gitarrenspiel ist wie aus einer anderen Welt. Johnny war so im Spielrausch, dass er spontan seinen Set fast verdoppelte. Wenn man halbswegs Ohren und Herz für emotionale Musik hat, dann möchte man vor Rührung über die schiere Schönheit der Darbietung losheulen. Besser kann harte Blues-/Rockmusik nicht sein. Achtet bei der DVD-Ausgabe einmal darauf: Patti Smith tänzelt die ganze Zeit vor Johnny Winter herum, weil sie gerne auf die Bühne möcht, um mit ihm zu jammen. Aber Johnny ist deutlich erkennbar so entrückt, dass er sie nicht einmal wahrnimmt. Das ist ganz, ganz, ganz ganz großes Kino. Chapeau! Und meinen persönlichen Dank an MiG, die uns diesen wahrhaft magischen Moment deutscher Fernsehgeschichte wieder zugänglich gemacht haben! Perfekt!
Frank Scheuermann