- Blind Eye
- Runaway
- Right Or Wrong
- Growing Up
- Sometime World
- Rainstorm
- The Way Of The World
- Everybody Needs A Friend
- The King Will Come
- Throw Down The Sword
- Cell Of Fame
- Almighty Blues
- Faith Hope And Love
- Engine Overheat
- Phoenix
- Jailbait
- Blowin Free
Label: ZYX Music (2009)
Es gibt die großen, erfolgreichen Bands der 70er Jahre, die auch heute noch die großen Stadien füllen: Deep Purple, Status Quo etc. Und dann gibt es noch die großen Helden von damals, die heute die kleineren Clubs und Hallen beackern. Das sind u.a. UFO, Uriah Heep und auch Wishbone Ash. Die letztgenannte Band trug zur Geschichte des Hardrock/Heavy Metal nicht unerheblich bei. Mit der Erfindung der Double Axe Attack und dem Einbringen mehrstimmiger Gitarrenläufe in die Rockmusik machten sie spätere Bands wie Thin Lizzy oder Iron Maiden erst möglich. Mittlerweile ist viel Zeit vergangen und nach einer zwischenzeitlichen Reunion der Originalbesetzung (1987-1991) ist mittlerweile nur noch Gitarrist und Sänger Andy Powell vom Original Line-Up übrig. Am Sound hat das allerdings nichts geändert. Die Band klingt noch genauso frisch, wie zu Beginn ihrer Karriere und auch der kurze Ausrutscher aus Orientierungslosigkeit, als man Mitte der 90er Jahre meinte, den typischen Sound zu Gunsten von Trance und Technoklänge aufgeben zu müssen, ist völlig vergessen.
Nun hat die Band zum 40.Bandjubiläum in das Londoner Sheperd's Bush Empire geladen, einen rockhistorischen Ort, an dem schon Uriah Heep traditionell ihre Jahresfeiern zelebrieren. Leider ist die Reunion mit anderen Urmitgliedern geplatzt, weil Martin Turner, der Ur-Bassist und Sänger nicht im Vorprogramm der derzeitigen Formation auftreten wollte und die beiden aktuellen Wishbone Ash Formationen (diese Formation und Martin Turners Wishbone Ash) die gleiche brillante Idee hatten, das legendäre Argus Album von 1972 live aufzuführen und das Ergebnis auf CD zu bannen. Da waren wohl die Egos zu umfangreich, als dass man den Fans die Freude hätte machen wollen. Und auch Laurie Wisefield, der immerhin von 1973-1985 zur Band gehört hat und zahlreiche Klassiker mitverfasst hat, wurde im Gegensatz zur "Live Dates 3" DVD nicht zum Event eingeladen. Dafür wurden durch Gastauftritte kurzfristige Mitglieder der jüngeren Vergangenheit noch einmal reaktiviert: Ben Granfelt, der mit seinem agressiven Gitarrenspiel die Platte "Bona Fide" veredelt hatte, stimmte noch einmal seine beiden Kompositionen 'Almighty Blues' und 'Faith, Hope & Love' mit der Band zusammen an. Interimssänger Mark Birch gastierte auf 'Everybody Needs A Friend' während Mervyn "Spam" Spence, der lediglich auf dem durchwachsenen 85er Werk "Raw To The Bone" zu hören war, bei 'Cell Of Fame' als Verstärkung antrat.
Ein besonderes Highlight stellt allerdings schon das Intro dar, als in der noch abgedunkelten Halle eine sonore Stimme erschallt, sich als Gott vorstellt und seine beiden wichtigsten Schöpfungen preist: Die Gibson Flying V Gitarre und die Band, die er extra erschaffen hat, um diese Gitarre zu vollendetem Klang zu führen: Wishbone Ash! Ein echter Schenkelklopfer! Die Band selbst hat die Songs nicht so ausgewählt, wie das Michael Schenker bei seiner eigenen Jubiläums Live CD gemacht hat, nämlich von jedem Album in chronologischer Reihenfolge jeweils ein Lied, sondern man geht quer durch die Bandhistorie. Lediglich am Anfang steht tatsächlich mit 'Blind Eye' eine Nummer vom Debüt. Natürlich liegt der Schwerpunkt auf der Zeit der Mark 1 und Mark 2 Besetzungen, vor allem zum Ende des Konzerts hin steigt die Anzahl der uralten Songs. Aber die haben es auch in sich! Wer würde schon leichtfertig auf Juwelen wie 'Phoenix' (Hammerversion von fast 14 Minuten!), 'Jailbait', oder 'Blowin' Free' verzichten wollen?
Ein nettes Bonus Feature gibt es noch in Gestalt des Roadmovie. Dort kann man gut 50 Minuten lang der Band folgen, wenn sie das tut, was sie am besten kann: Konzerte spielen. In der aktuellen Besetzung sind Wishbone Ash so stark wie schon lange nicht mehr und in Muddy Manninen einen sehr guten Gitarristen, der sowohl bluesige als auch harte Töne sehr gut spielen kann, hat Andy Powell wieder einmal einen Partner an seiner Seite, mit dem er musikalisch hervorragend harmoniert (im wahrsten Sinne des Wortes!). Die derzeitige Rhythm Section ist auch nicht von schlechten Eltern, da sich Bob Skeat, mittlerweile seit zwölf Jahren ununterbrochen in der Band, und der neue Drummer, der die Parts von Steve Upton sowohl im harten als auch im jazzigen Bereich perfekt imitieren kann, sehr gut eingespielt haben. Im Winter kommen Wishboen Ash wieder einmal auf Tour durch unsere Breiten und ich werde mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sie noch einmal zu bestaunen. Großes Kino! Die Platte erscheint übrigens als Doppel CD, DVD und als Schallplatte mit ausgewählten Stücken des gesamten Programms.
Frank Scheuermann