Reviews

The Best Of...

Label: Repertoire (2009)

Er gehört zu den ganz großen Helden des weißen Blues und wird doch seit Jahrzehnten als Geheimtipp gehandelt, auf dessen Dienste im Studio fast alle schon einmal gerne zurückgegriffen haben. Terence Charles White, wie "Schneewittchen" mit bürgerlichem Namen heißt, hatte sich seine ersten Meriten bei Thin Lizzy verdient, wo er den wieder einmal ausgestiegenen Interimsgitarristen Gary Moore mehr als ebenbürtig für die beiden gigantischen Scheiben "Chinatown" und "Renegade" ersetzte. Zuvor war er schon als zusätzlicher Livegitarrist bei Pink Floyds legendärer Inszenierung von "The Wall" beteiligt (ich meine nicht die aufgewärmte Nummer vor dem Deutschen Reichstag, sondern die 1979er Tour!) und später auch in Roger Waters Tourband.

Aber der gesamte Erfolg in der Pop- / Rockwelt bedeutete ihm stets weniger als der Blues, dem er mit verschiedenen Formationen frönte. Nun liegt eine erste Karriereretrospektive dieser Jahre und Alben vor. Dabei werden insgesamt 23 Songs dargeboten, die auf zwei CDs verteilt sind. Dass die beiden Scheiben dabei gerade einmal gut zur Hälfte gefüllt sind und lediglich etwa 110 Minuten Spielzeit erreicht werden ist für mich dabei der einzige Kritikpunkt, da der Blues von Snowy White eben über jede Kritik erhaben ist. Da hätten noch einige zusätzliche Nummern locker draufgepasst.

Musikalisch ist aber alles im obergrünen Bereich. Er arbeitet sich mit seinen Mitstreitern an den verschiedensten Spielweisen ab, mal wird es fast wie bei Jimi Hendrix psychedelisch, mal klingt ein wenig Latin Blues à la Carlos Santana durch, dann wiederum geht es direkt ins Delta und anschließend sind wir im tiefsten Chicago, nur um danach dem typisch britischen Blues der 60er zu huldigen. Und das macht Snowy White richtig gut. Alle, die nur einmal reinschnupern wollen, haben jetzt die Gelegenheit, dies kostengünstig zu machen. Andere, die schon länger mit ihm vertraut sind, können die Scheibe als kurzweiligen Soundtrack zu Autofahrten benutzen.

Frank Scheuermann