Reviews

V.A.
Joining Forces Volume I

Label: Hard To Earn (2004)

Eine ganz besondere Kompilation ist hier auf den Gabentisch gelegt worden. 34 Bands aus dem deutschen Underground mit je einem Song sind darauf vertreten. Wie das geht, die auf 500 Exemplare limitierte CD ist mit Mp3-Dateien gefüllt, so dass 3h Musik auf die Scheibe passen. Alle Bands sind dem Thrash bis Death oder Power Metal zu zuordnen und mit Mailadresse, Songtext sowie sogar 6 Videos und einigen Wallpapers vertreten.

Soulgate machen den Anfang des Samplers mit einem Power Thrash Song, der in der Produktion und im Gesang etwas schwach ist, und sehr stark Richtung speedigem Power Metal geht. Hatework spielen hingegen gutklassigen Death/Thrash mit coolem rotzigen Gesang. Gut zu hören. Witchburner sollten bereits ein Begriff sein. Altes Kreator-Feeling mit einer Stimme wie Mille anno dazumal. Nostalgisch gut. Laid In Ashes zocken mit mehreren Stimmen im Midtempo Death/Thrash Bereich, könnten etwas mehr Abwechslung im Songwriting gebrauchen, aber es groovt. Thargos haben wie Witchburner den Kreatorsound adaptiert und haben ebenfalls einen Sänger der auch oregenal wie der Fronter aus dem Pott klingt. Armistice sind richtig gut, sehr straight ab nach vorne mit dem nötigen dreckigen Rockappeal versehen, macht der Song enorm Spaß. Commander klingen sehr deutsch mit einer Menge Death an Bord, was sich besonders in der starken Betonung der Rhythmik niederschlägt. Marooned tönen nicht wie Sodom sondern fast nach Black Metal, der schnell, aber auch etwas zu eintönig vorgetragen wird. Paniczone spielen grundsoliden Death Metal ohne große Höhepunkte, während mir Verdict live schon nicht gefallen konnten. Invoid hingegen können mit geilem Undergroundfeeling, gestützt auf eine einfache aber schnatze Produktion, dann wieder überzeugen. Incredible Pain haben bestimmt schon einmal Samael gehört, nur dass man selbst noch mehr Dreck in den Gitarren hat. Klingt gut. Ein weiterer Höhepunkt des Samplers ist Davidian, da rotziger Gesang und fettes Riffing einfach ein herrlich punkiges Feeling in den Thrash transferieren. Contradiction bringen leider bis auf einen schleppenden deathigen Anfang wenig Spaß in die Boxen. Crikey haben eine moderne Art des Thrash zu ihrem Stil erklärt, zarte Keyboards und ein teilweise klarer Gesang sind eigenständige Punkte, die den Song im Ohr lassen. Reviolence haben einen schrecklich hohen Sänger, der mir den Spaß am guten Thrash vermiest. Auch Unscared bieten nur soliden Thrash ohne Höhepunkte. Aber dafür sind Debauchery ein solcher, Rübeschütteln zu rhythmischem Death Metal, der vor allem durch gekonnte Tempoänderungen zu überzeugen weiß. Alte Slayer sind Red To Grey mit Sicherheit nicht unbekannt, aber der Gesang ist wieder so hoch... Wer Thrash Metal hört und Desaster nicht kennt, dem ist leider nicht mehr zu helfen. ‚Alliance To The Powerthrone‘ ist von Platte bekannt und klingt einfach typisch nach den Koblenzern. War vorher bei einigen Truppen ganz alte Kreator angesagt, gehen The Unchallenged eher in die „Extreme Aggression“-Phase der Band und das mit gutem Groove. Daumen hoch. Path Of Golcanda klingen nach alten Sodom, dreckig, knüppelig und roh, wobei etwas mehr Death Metal im Sound zu finden ist. Hateful Agony sind wie gemacht für Liveauftritte, wo hoffentlich auch das Schlagzeug besser klingt, denn die Riffs sind richtig gut. Dysentry sind auch dem Black und Thrash verschrieben. Simpel und direkt mit eigenem Gitarrensound, stören nur die Soli etwas. Exotherm sind musikalisch gut im Midtempo angesiedelt, haben aber durch seltsamen Gesang nicht die Stärke, um zu überzeugen. Desilence schon eher, zwar ist der Gesang etwas aufdringlich, aber saubere Gitarrenläufe und Melodieführung überzeugen. Stillbirth sind Death Metal Durchschnitt, etwas Melodie, aber doch mager. Dafür Hanagorik, sie spielen rockenden Thrash der auch den Namen Sepultura schon einmal gehört hat. Was will man mehr? Gurgelstimmen -böse Death vielleicht? Nee, denn nur Rhythmik ist zu wenig bei Hate Factor. Soulless Heart sind technisch definitiv sehr fit, bieten einige Breaks wie Immortal, aber die aberwitzig langen Soli tragen nicht zum Hörgenuss bei. Runamok spielen mit ‚The Saw Is The Law‘ kein Sodom Cover, sondern orientieren sich an Metallica und Rage, gerade letztere sind gesanglich äußerst ähnlich. Guter Song. Scornage bieten langsameren Slayer Trash ohne Einfälle. Unleash Hell haben hingegen dieser viele, melodischer, aber trotzdem harter Thrash, der richtig Spaß macht. Amon Amarth sind auch auf dem Sampler, oh doch nicht, Cronicle Of Tyrants klingen im etwas schwächeren Sound genau wie die Schweden. Gut. Als letztes gibt es einen Klassiker aus Wolfsburg zu hören. Keinen Golf, sondern Protector, die mit ‚Urm The Mad‘ vertreten sind. Von dieser Band möchte ich dennoch das „Golem“ Album empfehlen, denn selten habe ich so genialen Thrash gehört.


34 Songs gibt es für 8€ all inklusive zu bestellen bei www.joining-forces.de.vu/ und es lohnt sich. Jeder Thrash Metal Fan wird hier mindestens drei, vier neue unbekannte Perlen entdecken, denn bis auf zwei, drei Ausnahmen ist keine Band wirklich schlecht. Meine Favoriten sind Armistice, Davidian und Debauchery. Anhören sollte Pflicht sein.

Christian Kremp