Reviews

V.A.
Influences & Connections, Volume 1: Mr Big

Label: Frontiers Records (2003)

Ein ganz schön originelles Package haben sich da die Leute von Frontiers einfallen lassen: Man nehme ein gutes Dutzend erstklassiger Musiker und lasse sie die Songs einer einzigen Band nachspielen, nenne das Ganze dann „Tribute To...“ und stelle es nach sehr kurzer Produktionszeit in die Regale. Wichtigster Unterschied in diesem Falle: der „Tribute“-Krams taucht im Titel nicht auf. Allerdings ist eine andere Sache extrem auffällig: mit Pat Torpey , Billy Sheehan und Richie Kotzen sind gleich drei Mucker mit von der Partie, die früher selbst ihre Brötchen bei der zu würdigenden Kapelle verdient haben. So erinnert diese Scheibe an eine CD von Knorkator, die den bezeichnenden Titel „Tribute to uns selbst“ trug. Die anscheinend von ihrer Arbeitslosigkeit seit der Bandauflösung von Mr. Big gelangweilten Virtuosen wurden bei der Verwirklichung dieses Projektes von keinen geringeren als Yngwie „Johann Sebastian Bach von Beethoven zu Mozart“ Malmsteen, Steve Lukather (Toto), Glenn Hughes (Deep Purple, Black Sabbath, Trapeze etc.), Joe Lynn Turner (Rainbow) und einer ganzen Armee anderer Cracks unterstützt. Interessant ist vor allem, dass eine der Mr. Big-Coverversionen, nämlich der gleichlautende Track von Free, von deren Sänger Paul Rodgers, intoniert wird. Und dieser Mann ist immer noch ein Gott des powervollen Gesangs mit Soul- und Bluesfeeling, auch wenn man ihm den Marsch in Richtung Pensionsalter doch langsam anhört. Trotzdem: Hut ab! Sehr schön ist auch die Version von ,Colorado Bulldog’, das von Tim Bogert am Bass veredelt wird, der als Musiker bei Vanilla Fudge, Cactus und Jeff Beck unsterblich wurde.
Unausweichlich bei einer Band wie Mr. Big sind natürlich auch die Balladen, allen voran die Cat Stevens Nummer ,Wild World’, die von ex-Babys Chef Juhn Waite dargeboten wird, und ,To Be With You’, bei dem auch einmal Richie Kotzen himself beweisen kann, dass er auch am Mikro eine durchaus respektable Figur abgibt. Summa summarum bleibt festzuhalten, dass echte Profis eine Platte mit tollen Rocksongs eingespielt haben, die wir allerdings in fast identischen Versionen eh schon im Schrank stehen haben. Stellt sich also wieder einmal die Frage nach dem Sinn einer solchen Kompilation...

Frank Scheuermann