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The Naked Truth

Label: Locomotive Music (2006)

Was haben wir denn hier? Klingt ja ganz interessant...Ein hartmetallisch musizierendes Ehepaar...Dabei muss ich zuerst an Cindy und Bert denken, die uns vor nunmehr 36 Jahren mit “Der Hund von Baskerville” eine unglaublich geile, wenngleich parodistische, Coverversion von Black Sabbath’s “Paranoid” gnadenlos um die Ohren gehauen haben. Auch ansonsten sind mir musizierende Familien eher zuwider, vor allem wenn man an die Kelly Family, Maria und Margot Hellwig und ähnliche Geschwüre denkt. Allerdings gibt es noch rühmliche Ausnahmen wie die Allmans (in echt), die Doobies (hahaha, schaut mal in einem amerikanischen Slangwörterbuch nach und ihr werdet hoffentlich erkennen, dass es sich bei den Doobies nicht wirklich um „Brothers“ handelt) und die Ramones (`tschuldigung, diesen Verwandtschaftsgag konnte ich mir jetzt nicht verkneifen...).

Was Heidi (auch das noch...) und Per Johansson (ex-Fate) mit ihrem Erstlingswerk abgeliefert haben ist aber ganz große Klasse. Sie verschmelzen Elemente aus traditionellem Heavy Metal mit Passagen, deren Herkunft deutlich im Gothic-Bereich zu suchen sind, kombinieren es mit progressiven Läufen und fertig ist ein wunderbarer Cocktail Für alle Freunde guter Rockmusik ist „The Naked Truth“ nahezu uneingeschränkt empfehlenswert.

Trotz aller Freude am heftigen Abrocken finden sich meine Favoriten auf dieser Scheibe aber eher im balladesken Bereich: „Colour Us Blind“ und „My Dearest One“ sind für mich zwei besondere Sternstunden melancholischer Rockmusik geworden.

Die Produktion ist glasklar und lässt allen Instrumenten und vor allem den beiden phantastischen Stimmen ihren Raum. Wobei mich die Stimme von Per Johansson besonders dadurch begeistert, dass er wie eine metallische Mischung aus Cat Stevens und Roger Chapman klingt. Ich bin auf künftige Großtaten gespannt!

Frank Scheuermann