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Reasons to Kill

Label: SPV (2013)

Zwei Jahre musste man sich gedulden, ehe Sven Friedrich (Dreadful Shadows, Zeraphine) uns nach „Frontiers“ ein drittes Album beschert. „Reasons to Kill“ - Gründe zu töten: das hört sich bereits thematisch nach einer ganz neuen Welt an. Nun, einen Ticken härter und düsterer ist man geworden. Im Großen und Ganzen bleibt man allerdings dem Solar Fake-Erfolgsrezept treu: eingängige Elektrosounds, leichte Einschläge von Industrial, EBM und Dubstep, tanzbar ohne Zweifel – doch ohne die Gefahr, in eine Moshpit zu laufen.
Ja, einige Lieder haben durchaus einen erfreulichen Anflug von Härte. Bereits im Opener „I hate you more than my life“ geht es mit verzerrten Klängen und treibenden Beats zur Sache. Auch „When I Bite“ oder „Bleeding Heart“ dürften die Industrialfraktion recht schnell auf die Tanzflächen treiben. Insgesamt überwiegen aber immer noch die melodischeren Töne und ein „Rise and Fall“ oder „The Pages“ bleibt deutlich „mehr“ Solar Fake.


Wenn nun alles eitel Sonnenschein ist bei diesem Album, warum dann dieser bedauernde Unterton?
Nun, zum einen ist Solar Fake selbst schuld daran, denn mit „Frontiers“ lag die Messlatte und Erwartungshaltung schon einen Ticken höher. Insbesondere aber ist es das große „Quo vadis?“ (Wohin gehst du?), das mir Sorgen macht. Es scheint so, als ob Friedrich sich noch weiterentwickeln will, was ja erst mal eine gute Sache ist. Aber bei aller „Wir bleiben uns treu“-Mentalität muss man sich doch irgendwann entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Und wenn das Ziel – wie auch das Presseschreiben nahe legt – die härtere Gangart sein soll, dann sind die Schritte dorthin deutlich zu zögerlich. Von einem „Suicide Commando“ ist man noch meilenweit entfernt, geschweige denn von Acts wie „Hocico“ oder „Combichrist“. Zu hart? Nun, wenn man sich doch den „VNV Nation“-Stil erhalten will, dann sind die Härteausflüge irgendwie recht zweckfremd.
Kein Song thematisiert diese Schere so deutlich wie das Linkin Park-Cover „One Step closer“, das bei mir trotz mehrmaligem Hören nicht so wirklich ankommen wollte. Hier hätte es noch den Tacken Härte gebraucht, damit der Funken wirklich so überspringt wie beim Original.


Insgesamt ein gutes, wenn auch kein überragendes Album. Für Freunde des Projekts ist die Kauffrage klar mit Ja zu beantworten (man will ja nicht noch 2 Jahre warten...). Es bleibt zu hoffen, dass Solar Fake bis zum nächsten Album alle Fragen der musikalischen Navigation beantwortet haben und Volldampf in eine Richtung schippern.

7/10

KoJe