Reviews

Digital Ghosts

Label: InsideOut (2009)

Schon seit geraumer Zeit gehören Shadow Gallery zu den herausragenden Vertretern des Progressive Metal und haben in den letzten Jahren mit "Tyranny", "Prime Cuts", "Legacy" (nicht unbestritten), "Carved In Stone" und vor allem "Room V" mächtig Eindruck gemacht. Umstritten war schon eh und je bei den vielen Harmoniepassagen, ob es denn überhaupt noch Metal sei. Nun, aus diesen kleingeistigen Diskussionen will ich mich heraushalten. Ich will mich auch nicht an Spekulationen beteiligen, ob denn die Grenze zum Kitsch und zum Pathos nicht das eine oder andere Mal zu oft überschritten worden ist. Das ist mir völlig gleich.

Es gibt aber Momente, da benötige ich allerdings genau diese Abwechslung aus sanftem Bombast, großen Melodien und packenden Gitarrenläufen. Und genau hier bietet "Digital Ghosts" sehr viel. Gerade der knapp zehnminütige Opener 'With Honor' wartet mit unglaublich zarten Klängen auf. Dort wo jede andere Band ihren schnellsten, härtesten oder eingängigsten Song in die Waagschale geworfen hätten, findet sich hier ein Stück, das in manchen Passagen gar an Ballettmusik erinnert.

Überhaupt wird Abwechslung anno 2009 im Hause Shadow Gallery sehr groß geschrieben. Mit dem bereits erwähnten 'With Honor', dem Titelstück 'Digital Ghost' und dem abschließenden 'Haunted' haben es drei überaus kurzweilige Longtracks auf die Scheibe geschafft. Aber auch die vier verbliebenen "kurzen" Stücke (keines davon kürzer als 6:22!) wissen zu überzeugen. Insgesamt ist den Musikern eine atmosphärisch dichte, gut 55-minütige CD gelungen, die ich mir gerne auch in Zukunft auflegen werde.

Frank Scheuermann