Reviews

Serum 114

Label: Bodog (2008)

Kerniger Punk mit Straßenköter-Attitüde und markigen Riffs, das sind Serum 114. Die deutsche Band segelt mit ihren Songs im Fahrwasser der Toten Hosen und erzählt dabei Geschichten aus dem richtigen Leben. Dabei geht es um allzu Menschliches (Alphatier, Adrenalin) oder den Rock'n'Roll an und für sich, das Showbusiness ('Las Vegas') oder um aktuelle Probleme ('Stadt ohne Licht').

Man begibt sich dankenswerterweise niemals auf den Pfad des schulmeisterlich belehrenden. Die Texte klingen wie aus einem Tagebuch: direkt, ehrlich und ungekünstelt. Man zeigt gerne den stolz aufgerichteten Mittelfinger und trinkt dazu eine Dose Hansapils (keine Schleichwerbung beabsichtigt!). Die Musik kommt dabei angemessen dreckig und rock'n'rollig rüber - wie könnte es auch anders sein? Internationale Vergleiche könnten Namen wie die Backyard Babies, die frühen Hellacopters oder gar Social Distortion aufweisen. Die Songs sind sarkastisch und ironisch (Hammer: 'Spiel mit mir' und der sexuelle Missbrauch in der katholischen Kirche; oder: 'Alphatier', die Auseinandersetrzung mit dem Phänomen Gangstarapper...). Klasse! Auch die Hommage an magersüchtige Models ('Du bist zu fett') und deren Neigung, sich bei jeder Gelegenheit den Finger in den Hals zu stecken, wird köstlich zelebriert!

Wenn es in den letzten Jahren eine deutschsprachige CD gegeben hat, die nach einer Mischung aus Schweiß, Bier (und das obwohl die Jungs aus einer Weinregion stammen...), Urin und Sperma gerochen hat, dann war es wohl dieses Erstlingswerk von Serum 114. Glückwunsch zum gelungenen Start!

PS: Der Bandname bezieht sich auf den Stoff aus "Clockwork Orange", der böse Menschen in gute verwandeln soll.

Frank Scheuermann