Reviews

Rockers Rollin' - Quo In Time 1972-2000

Label: Universal (2001)

Jaja, immer gegenüber dem jungen Gemüse die Rechtfertigung, wenn man als Hardrocker / Metaller eine Platte von Status Quo bespricht... Aber lasst es Euch von einem Veteranen ins Stammbuch schreiben: Zur Zeit von „Quo Live“ (1976) waren Quo zusammen mit den Jungspunden von AC/DC die härteste Band auf dem boogie-rockenden Markt! Ganz nebenbei erfand man noch das Synchron-Headbanging! (der ungläubige Leser beschaue sich nur einmal das kultige ‚Piledriver’-Cover (1972)! Soviel zum ´Warum?´ dieser Rezension. Kommen wir zu den Fakten: die für Hardrocker relevanteste Phase (1972-76) im Schaffen der Erfinder des Endlos-Boogie-Riffs ist mit einer kompletten CD gewürdigt. Dabei werden Klassiker wie ‚Paper Plane‘, ‚Don’t Waste My Time‘, ‚Caroline‘, ‚Down, Down‘ und natürlich ‚Roll Over Lay Down‘ genauso dargeboten wie das etwas unbekanntere ‚45 Hundred Times‘ oder ‚Backwater‘. Besonders beeindruckt die bisher unveröffentlichte Live-Version des Doors-Klassikers ‚Roadhouse Blues‘. ‚Don’t Waste My Time‘ stammt übrigens von dem seit Urzeiten vergriffenen 1973er Livesampler vom ersten Reading-Festival. Für den Boogie-Begeisterten gibt es hier mehr als genug Kraftfutter, um Beine und Matte (sofern noch vorhanden...) zu schütteln! Mit nur minimalen Abstrichen setzt die zweite CD hier die gleiche Richtung fort, auch wenn mit Andy Bown (keys) der reine Gitarrensound aufgeweicht wurde. Immerhin werden hier von „Quo Live“ noch einige Songs feilgeboten. Ergänzt werden die Klassiker der späten 70er (‚Rockin‘ All Over The World‘, ‚Whatever You Want‘, ‚What You’re Proposing‘, ‚Living On An Island‘...) durch einige bisher unveröffentlichte Tracks, die allesamt besser waren als vieles von dem, was später noch kommen sollte! Die zweite CD endet mit dem Ausstieg des Ur-Drummers John Coughlan und dem nicht gerade freundschaftlichen Ausbooten des Bassisten und Gründungsmitglieds Alan Lancaster. Von diesem Moment an waren Status Quo nie wieder die selben. Die restlichen beiden CDs bieten das Material, mit dem sich Metaller und auch Hardrocker nicht mehr unbedingt anfreunden konnten. Jedoch wird der Eindruck im Vergleich zu den Original LPs und CDs dadurch gebessert, dass die jeweils besten Songs einer Platte zusammengestellt und durch B-Seiten und z.T. BBC Liveaufnahmen aufgebessert wurden. Insgesamt bietet die Box eine Werkschau der Vertigo/Phonogram-Jahre der Band (Pye, bei denen die ersten vier Alben veröffentlicht worden sind blieben hingegen ohne Berücksichtigung), die mittlerweile im 5.Jahrzehnt ihre Fender Telecasters bedienen. Die beim Editieren angepeilte Epoche ihres Schaffens wird dabei angemessen gewürdigt und in erfreulichem Maße mit Raritäten zusätzlich aufgewertet. Wenn man schon immer einmal vorgehabt hat, sich einen umfangreichen Quo-Sampler zuzulegen, dann wäre jetzt die richtige Zeit, etwa 50 Euro in den nächsten Plattenladen zu tragen.

Frank Scheuermann