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On Fire

Label: Music For Nations (2002)

Darauf habe ich fast unendlich lange warten müssen, die neue Platte von den schwedischen Bettlern ist veröffentlicht und liegt nun in der limitierten Digipack Version vor mir. Nachdem der Vorgänger „Ad Astra“ eines meiner absoluten All-Time-Faves geworden war, ging ich mit seltsamen Gefühlen an die neue Platte. Denn der Kenner weiß, nach einer großen Platte kommt oft auch der Absturz zurück ins Mittelmaß. Ob die Rocker um Herrn Amott (Ex-Carnage, Ex-Carcass, Arch Enemy usw.) genauso ein Fall sind sollte sich nun zeigen. Zunächst gab es eine Veränderung zu melden, Sänger/Bassist Spice verließ die Band, da er sich nun völlig auf die Mushroom River Band konzentrieren will, dieser wurde durch Grand Magus Sänger Janne Christoffersson und The Quill Basser Roger Nilson ersetzt.

Zu Beginn nehmen die Beggars den Hörer mit auf eine Reise weg von der Realität - durch leise verklingendes Sirenengeheul dargestellt - hinüber in ihre eigene kleine Welt. Diese ist neuerdings wesentlich rockiger geworden, vor allem die Hammondorgel hat sich zu einer größeren Stütze der Songs gewandelt und Herr Wiberg zeigt, dass es auch heute noch neue, frische Künstler an diesem Instrument gibt. In Songs wie ‚Young Man With An Old Soul’ oder ‚Black Feathers’ entführt er den Hörer in die Rock Welt der Siebziger, besonders natürlich in Richtung einer Band mit dem Namen Deep Purple. Hierbei ist er allerdings in bester Gesellschaft, denn die Gitarrenfraktion fährt diese Schiene ebenso wie der neue Sänger, der einige Male, insbesondere bei ‚Tall Tales’ stark an Ian Gillian erinnert. Hier ist der Abgang von Spice deutlich zu spüren, der noch wesentlich härter sang, aber auch nicht in die neue Richtung gepasst hätte, da ihm der Blues in der Stimme fehlt. Waren bisher nur Anklänge an den Hard Rock Stil der Siebziger genannt, wird bei ‚Fools Gold’ ganz einfach ein Riff des Songs ‚Who Are You’ („Sabbath Bloody Sabbath“) von Black Sabbath übernommen und neu verpackt. Eine weiteres Highlight ist das herrliche Instrumental ‚Fejee Mermaid’, das klingt als wäre niemals auch nur irgendetwas Schlechtes in dieser Welt geschehen. Der Bonussong rundet die CD dann mit einem an Gitarrengott Jimi Hendrix erinnernden Sound und Spiel ab.

Insgesamt gehen die Spiritual Beggars auf „On Fire“ neue, weniger metallische und kantige Pfade (kleine Ausnahmen ‚Young Man...’ und ‚Beneath The Skin’). Die Siebziger sind omnipräsent und werden ohne nachahmerisch zu klingen in das neue Jahrtausend gerettet. Dieses Album ´wächst´ mit jedem Durchlauf und wer richtig durchblicken will, sollte das tun was in den 70ties jeder tat, um Musik zu verstehen. Ganz groß.

Christian Kremp






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