Reviews

In Harmonia Universali

Label: Century Media (2003)

Das norwegische Duo, das einst mit „The Linear Scaffold“ ein spätes Kleinod des nordischen Black Metals schrieb, legt sein viertes Studioalbum vor. „In Harmonia Universali“ lautet der klangvolle Name und stellt sich ganz in die Tradition der letzten komplexen, anspruchsvollen Alben.

Metal bildet nur noch die Grundlage, auf der dann alles erlaubt ist. Verschiedenste Instrumente wie Flöte, Konzertflügel, Orgelsounds von Hammond bis zu sakralen Klängen, spanische Gitarren und gar ein Saxophon, das nach dunklem, französischem Hinterhof klingt, werden benutzt, um eine seltsam verwirrende Atmosphäre zu erzeugen, die sich wie ein Fall in einen Schlund aus Farben darstellt. Ständig verändern sich die Konstellationen reißen in die Tiefe oder tragen empor. Hier sei das Wort progressiv erlaubt, denn wer sonst verbindet Metal mit Kanongesängen? Auch andere Chöre und fast durchgängig klare Stimmen tragen zur Vielschichtigkeit bei. Trotzdem wirkt das Album geschlossen und von echten Emotionen durchwebt, dem Wahnsinn, manchmal schon recht nahe, aber immer wieder den roten Faden aufgreifend. Man beachte bei ‚Mont Blanc Providence Crow’ spielt die Gitarre nur zwei, drei Grundriffs, aber der Song hat trotzdem enorme Breite. Acht verschiedene Sprachen in den Songs, darunter auch ein deutscher Track - leider der schwächste des Albums - bringen Solefald dem Universalitätsanspruch zumindest näher und wer trotz allem Anspruch Titel wie ‚Buy My Sperm’ schreibt, muss einfach was verstanden haben. Je öfter man dieses Album hört, desto stärker brennt es sich in die Gehörgänge, der Sinn wird klar und die Strukturen öffnen sich. Ich schreibe dies, obwohl ich normalerweise wirklich sehr kritisch mit so tollen avantgardistischen Bands bin, da oft auch einfach nur unzusammenhängender Mist als progressiv verkauft werden soll, aber hier hat sich jemand voll eingebracht. Songs wie ‚Nutrisco Et Extinguo’ und ‚Christiania’ sind echte Hits. Jeder, der auf harte, abgefahrene Metalkunst steht, sollte zumindest reinhören.

Christian Kremp






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