Reviews

Dante XXI

Label: Steamhammer (2006)

Mit dem Konzeptwerk „Dante XXI“ macht es die einstige Thrash-Legende Sepultura dem Rezensenten alles andere als einfach. Anders als bei den Frühwerken, die höchstens mal mit einigen fremd wirkenden Tribal-Parts aufwarteten, ist die Vertonung der Göttlichen Komödie an Experimentierfreudigkeit kaum zu überbieten. Um das Konzept angemessen umzusetzen, hat man sich nicht nur auf die früheren Stärken in Form von Nackenbrecher wie ‚Convicted In Life’ oder dem Schädel spaltenden Slo-Mo-Killer ‚Fighting On’ besonnen, sondern auf die Dienste eines Streich-Ensembles zurück gegriffen, das den Endpart des fast schon an frühere Zeiten erinnernden Thrashers ‚False’ gekonnt verziert und bei ‚Ostia’ erstmals vollwertig zum Zuge kommt und dem Hörer eine zentimeterdicke Gänsehaut beschert. Diese Hart-Zart-Eruption als saugeil zu bezeichnen, wäre schon fast eine Untertreibung!!! Im Gegensatz zum ganzen Klassik/Metal-Schmuh, der sich heutzutage schon inflationär auf dem Markt tummelt, verstehen es die Brasilianer hier auf großartige Weise, nicht jeden Song mit „stilfremden“ Mitteln zuzukleistern, sondern verknüpfen beide Spielarten perfekt und lassen genug Raum für das harte Element, das auch bei ‚Buried Words’ und dem klinischen ‚Nuclear Seven’ wieder wie eine Eisenfaust die Lautsprecher verlässt.

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal von einem Sepultura-Werk richtig begeistert war. Ich glaube, das letzte Mal verspürte ich diese Freude, als der Meilenstein „Arise“ veröffentlicht wurde. Die Alben danach („Chaos AD“ und das in meinen Augen beschissene „Roots“) konnten mich kaum mehr hinter dem Ofen hervorlocken, und die Werke mit „Neu-Fronter“ Green hab ich mir aufgrund der eher Hardcore-lastigeren Ausrichtung gar nicht mehr angehört. Doch hier passt selbst der Gesang perfekt, der nicht störend wirkt, sondern die Laut/Leise-Dynamik eher verstärkt.

Auch wenn das letzte Drittel der Scheibe (die Thematisierung der Hölle) nicht ganz mit dem Rest der Scheibe mithalten kann (bis auf das kranke Quasi-Outro ‚Still Flame’, bei dem die Streicher letztmalig eine gekonnte Duftmarke setzen können), kann man ganz klar sagen, dass Sepultura ihr (meiner Meinung nach) bestes Album seit „Arise“ veröffentlicht und mit ihrem Konzeptwerk eine Enttäuschung wie „Operation Mindcrime II“ um Meilen hinter sich gelassen haben.

Michael Meyer