Reviews

A Better Land / Second Wind

Label: SPV (1971/1972/2009)

Was könnte man alles über Brian Auger schreiben. Dieser Mann mit dem überaus eigenen und eigenartigen Stil an der Hammond B3. Gleichermaßen Rocklegende und Jazzlegende. An der Seite von Julie Driscoll. Als Sidekick von Rod Stewart und Long John Baldrey. Als Nebenmann von Steve Winwood und Pete York. Als Keyboarder von ex-Whitesnake Bassist Colin Hodgkinson und so weiter und so fort. Ein Keyboarder, über den sogar Jazz-Titan Herbie Hancock und Prog-Gott Keith Emerson nur lobende Worte verloren haben. Ein ganz Großer eben, einer, bei dem die Fachleute mit der Zunge schnalzen und von dem die Normalsterblichen gar nicht wissen, wobei er überall mitgewirkt hat.

SPV haben es sich zur Aufgabe gemacht, fast sein gesamtes Soloschaffen durch etwa fünf Jahrzehnte zu veröffentlichen. Nun sind in den äußerst schmucken Doppeldigipaks die Platten 5-8 jeweils als Doppel CDs erschienen, angereichert um ebenfalls hörenswerte Bonustracks. Mit "Befour" liegt nun die erste Scheibe nach der musikalischen Trennung von Julie Driscoll vor, jener Frau und Sängerin, mit der Brian Auger in den 60ern zu Weltruhm gelante (u.a. mit der Bob Dylan Coverversion 'This Wheel's On Fire' und 'Road To Cairo').

Mit "A Better Land" erschien 1971 wohl das kontroverseste Album der Band aus den 70er Jahren. Viele Fans waren zumindest überrascht von den immer seltener auftretenden Jazzelementen. Die Musik hatte sich vielmehr dem Westcoastrock angenähert und plätscherte den Fans zu beliebig oder poppig aus den Boxen. Ich persönlich halte "Better Land" zwar nicht unbedingt für Brian Augers Magnum Opus, aber so schlecht ist die Scheibe nun auch wieder nicht. Sie ist eben viel gitarrenlastiger, was mir eigentlich entgegenkommt.

Frieden gab es dann mit "Second Wind". Diese Scheibe griff (erstmals mit eigenem Sänger, dem heutigen Santana Shouter Alex Ligertwood) wieder das Jazzrockerbe in alter Qualität auf und versuchte dieses sehr erfolgreich mit damals modernen Rockelementen auszugleichen. Das Ergebnis ist eine überaus zufrieden stellende Platte, die allen Fusionansprüchen jederzeit gerecht wird. Wenn man bedenkt, dass man diesen Doppelpack für einen schlappen Zehner bekommen kann, dann sollte es eigentlich kein Halten mehr geben!

PS: Der Bonus Track 'Freedom Jazz Dance' in einer Liverversion ist soundmäßig eher grauslig und bestenfalls von historischem Interesse.

Frank Scheuermann