Reviews

Everyday Demons

Label: Steamhammer (2009)

In unserer heutigen Zeit genießen wir die noch nie da gewesene Freiheit, Ungleichzeitiges nahezu im gleichen Augenblick genießen zu können. Das gilt auch und vor allem im Sektor Rockmusik. Vor zweieinhalb Jahren wurde die ungläubige Welt mit dem Erstlingswerk einer irischen Band konfrontiert, das anachronistischer gar nicht hätte sein können: Soulige Vocals in der Tradition eines Paul Rodger, Rod Stewart oder Robert Plant, verbunden mit erdigen Riffs irgendwo zwischen Paul Kossoff, Jimmy Page und Ron Wood, dazu bluesiger Hardrock mit gaaaaanz dicken Eiern.

Hätten 1970 Free das Isle of Wight Festival mit diesen Songs gerockt, wären sie dafür unsterblich geworden. Nun kommt dieser Tage mit "Everyday Demons" das nächste Werk der Jungs von der grünen Insel auf den Markt. Was soll ich lange drumrum reden? Es macht genau dort weiter, wo "Rise" aufgehört hat. Dabei gefallen mir die Songs am besten, die nicht die ganze Zeit Vollgas geben, sondern stärker mit Dynamik arbeiten. Dabei klingen The Answer nun deutlicher als auf dem Debüt nach den Black Crowes, aber das dürfte eh keinen überraschen, der Namen wie Faces, Free oder Led Zeppelin bei der musikalischen Einordnung der Iren gelesen hat.

Wer bei diesen Riffs, den heulenden Les Pauls und den fetten Feedbacks nicht Lust bekommt Gitarrist zu werden, der ist entweder tot, taub oder Technohörer. Alle anderen lassen sich aus dem, was auf dem Kopf wächst, eine Mähne drapieren. Alles andere wäre in diesem Zusammenhang nicht natürlich! Mir jedenfalls zaubern diese Klänge ein Dauergrinsen auf das Gesicht, wie ich es seit Jahren nicht mehr erlebt habe. 

Ich hätte mir die Jungs auf der anstehenden Deutschlandtour gerne live angesehen. Dummerweise spielt nach ihnen noch so eine australische Band, die recht erfolgreich zu sein scheint. Daher waren alle Tickets schon weg. Macht nix, irgendwann kommen sie bestimmt als Headliner wieder - und wenn alles mit rechten Mitteln zugeht, kann das nicht mehr so lange dauern!

Frank Scheurmann