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The Scarecrow

Label: Nuclear Blast (2008)

Endlich! Endlich ist es da. Das dritte Avantasia-Album von und mit Tobias Sammet (Edguy) hat das Licht der Welt erblickt. Die erste Singleauskopplung 'Lost In Space' zeigte durch die großen Melodien schon das Hitpotential. Vorab muss jedoch gesagt werden, dass es kein typisches "Metal-Oper" Album mehr ist, eine komplett neue Geschichte beinhaltet und jeder Song unverbunden und eigenständig ist.

Zur Geschichte:
Es geht um einen Mann der in völliger Isolation auswächst. Seine Flucht vor dem alltäglichem Leben führt ihn in die Welt der Musik. Dort kann er Kraft schöpfen und fühlt sich behütet. Er trifft in seiner Welt einen Fremden der ihm hilft von einem Außenseiter zum Paradiesvogel zu werden indem er mit Mut in der Gesellschaft aufsteigt.

Als Gastmusiker konnte Tobias Sammet diesmal Jorn Lande, Roy Khan (Kamelot),  Bob Catley (Magnum), Alice Cooper, Michael Kiske, Amanda Somerville, Eric Singer (Kiss) und Rudolf Schenker (Skorpions) begeistern.

Wie schon vorab erwähnt geht es bei "The Scarecrow" weniger opernhaft zu als bei den Vorgänger. Symphonische Momenten und weniger Chöre. Die Scheibe ist um einiges härter als "Lost In Space" vermuten lies. 'Twistet Mind' ist der Opener von "The Scarecrow" der mit extrem viel Power und mehrstimmigen Gesang schon die ersten guten Eindrücke hinterlässt. Der Titelsong des Albums ist ein über elf minütiges, starkes Musikstück das die Stimmungen der Storycharaktere einfängt. Bei den ersten Melodien glaubt man einen irischen Folksong zu hören, der dann aber bombastisch weitergeht und ein grandioses Gitarrensolo in der Mitte des Songs aufweist. Jorn Landes Stimme ist  wie perfekt für diesen genialen Song. Mit irischen Klängen wird der Song zum Schluss wieder abgerundet. ,Shelter From The Rain´bringt den Silberling richtig in Fahrt. Ein wenig erinnert das Stück an eine Helloween-Nummer, eine Art Speed-Metal-Kreation. Ob das an Herrn Kiske liegt, der für diesen Song mit am Mikro stand? Ein absoluter Ohrwurm ist der vielleicht machen aus YouTube schon bekannte Song 'Carry Me Over'. Trotz seines Chart-Potentials eine wahnsinnig geile Halbballade mit ordentlich Schmackes! Direkt darauf folgt eine untypische aber wunderschöne Ballade mit Amanda Sommerville. 'What Kind Of Love' ist mit seinen klassischen Instrumenten, den wenigen und leichten Synthi Melodien und vor allem durch den gewissen liebevollen Soundtrackgeschmack ein Meisterwerk. Track 6, 'Another Angel Down', ist unverwechselbar Tobis Handschrift. Ein tolles Stück, absolut rockbar. Ein recht dunkler und unheimlicher Song ist 'The Toy Master'. Alice Cooper hat hier die Zügel in der Hand, hätte aber meiner Meinung nach sich stimmlich besser in einem anderen Song entfalten können. 'Cry Just A Little' wieder eine Ballade. Von einer A-Gitarre eingeleitet wandelt sich der Song in eine Powerballade die einfach phantastisch ist. Im Midtempo geht es mit 'I Don't Believe In Your Love' weiter bei dem wir wieder anfangen können ein wenig zu rocken. Der weniger beliebte Singletrack 'Lost In Space' rundet das Meisterwerk ab. 'Lost In Space' konnte mich jetzt auf dem Album als abschließenden Song voll und ganz begeistern. Nach mehrmaligen hören habe ich ihn lieben gelernt, vor allem weil er als Abschlusssong für die Story perfekt ist.

"The Scarecrow" besteht aus wunderbaren Kompositionen die durchweg stark und einwandfrei sind. Von balladeskem Melodic bis hin zum actionbeladenem Powermetal hat Herr Sammet alles reingepackt. Jorn und Sammets Stimme harmonieren perfekt. Die Ernsthaftigkeit und auch der Spaß an der Arbeit ist fast greifbar. Auch hier auf diesem Avantasia Album muss man es wieder sagen: Jorn Landes stimme ist außergewöhnlich! Wieder einmal zeigt er seine beste Gesangsleistung.

Tobias hat ein Konzeptalbum erschaffen, bei dem man die Song auch alle einzeln hören kann, da sie nicht ineinander übergehen. Und trotzdem ist die Story über den ganzen Silberling hinweg allgegenwärtig.

"The Scarecrow" - eine etwas andere Avantasia Scheibe: geniale Kompositionen, großartige MusikerInnen, wundervolle Songs, eine anspruchsvolle Geschichte - Einfach ein geiles Album!

Steffie Kraemer