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The Evil In You

Label: AFM Records (2003)

Da sind sie wieder, die Fleißbienen von At Vance, die ihre Fans in schöner Regelmäßigkeit mit neuen Alben verwöhnen. Bezug nehmend auf das neue Album „The Evil In You“ und den Abschied ihres Frontmanns hat sich für mich vor allem eine Frage gestellt: Wie klingen At Vance ohne ihren Sänger Oliver Hartmann? Die Suche nach Ersatz dürfte mit Sicherheit nicht einfach gewesen, ist Hartmann doch durch sein charismatisches Organ alles andere als ein 08/15 Shouter und hat dadurch auch das At Vance Gewand entscheidend mitgeprägt. In Zukunft soll es nun Mats Leven richten, der in früheren Tagen bereits für Malmsteen aktiv war und dessen Stimme ähnlich veranlagt ist wie Hartmanns.

„The Evil In You“ beginnt wie jedes At Vance Album mit einem typischen Uptempo Kracher namens ‚Fallen Angel’. Nachdem mir von der letzten Scheibe noch die schwache Produktion der Drums in Erinnerung geblieben ist, so hat man auf dem aktuellen Output in diesem Bereich deutlich zugelegt. Die Double Bass Parts feuern im Stile eines Maschinengewehres druckvoll aus allen Rohren und wirken wesentlich präsenter als noch bei „Only Human“. Die Keys halten sich durchgehend etwas im Hintergrund und haben eher begleitenden Charakter. Bandleader Olaf Lenk demonstriert ein ums andere Mal, was er auf der Gitarre drauf hat, die eine oder andere Malmsteen Attacke ist auch dabei, ohne jedoch dem Wahn des Gefrickels zu verfallen. Welchen Glücksgriff die Band mit Mats Leven getätigt hat, wird einem spätestens beim Titeltrack klar. Der Song an sich ist bereits durch seine düstere, unheimliche Atmosphäre ein Kracher, die stimmliche Interpretation setzt dem Ganzen jedoch die Krone auf. Der neue Shouter passt mit seiner rauen, teilweise kratzenden Stimme sehr gut zu dem neuen Songmaterial, dass grundlegend etwas härter ausgefallen ist. Von den 11 Tracks gehen mir lediglich ‚Broken Vow’ und ,Stronger Than You Think’ auf die Nerven. Genau diese Art von Songs hat mich bei At Vance immer etwas gestört, beide wirken mir zu glatt, zu harmonisch arrangiert, zudem ist der Chorus einfallslos ausgefallen. Zum Glück sind das die Ausnahmen, zu meckern gibt es ansonsten nicht viel. ‚The Curtain Will Fall’ ist ein grandioser Stampfer mit einem erstklassigen Refrain, der stark auf der Hard Rock Schiene reitet, ebenso energiegeladen präsentiert sich auch ‚One Million Miles’. Bei ‚Right Or Wrong’ geht es wieder deutlich schneller zur Sache, in die gleiche Kerbe schlägt auch ‚Streets Of My Dreams’, den ich als bisher schnellsten und härtesten Song der Band bezeichnen würde, da freuen sich die Nackenmuskeln. Das Album klingt mit ‚Princess Of Ice’ gelungen aus, bei dem auch die Keys noch mal auf sich aufmerksam machen dürfen.

Nachdem viele Bands an die Qualität ihres Debüts nicht mehr herankommen, scheint es bei At Vance genau umgekehrt zu sein. Wieder einmal hat man den Vorgänger getoppt, der Verlust des alten Sängers wurde bestens kompensiert, so dass „The Evil In You“ ein gefundenes Fressen für alle Powermetalfreunde ist.

Oliver Bender






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