Reviews

Oot & Aboot

Label: Honest Don's (2003)

Ja ja, die Real McKenzies sind zurück. Nach ihrem letzten Release „Loche’d & Loaded“ tourten sie erstmal was das Zeug hielt und erspielten sich dabei eine ganze Reihe neuer Fans. Die Euphorie der Gigs war unglaublich, hoffentlich konnte der Clan ein bisschen von dieser Stimmung mit auf CD nehmen…

Ähnlich dem Vorgänger „Loch’d & Loaded“ kommt der Sechser mit Wahlheimat Kanada gleich zur Sache. Mit einem reichlich popigen und mehrstimmigen Refrain, sowie ungewohnt verspielten Gitarren eröffnet ‚Cross The Ocean’ das vierte Album der Sippe. Man bekommt schon während dieser ersten drei Minuten mit, dass sich die McKenzies ordentlich ins Zeug gelegt haben, denn musikalisch haben sie schon zu diesem Zeitpunkt einen riesen Schritt nach vorne gemacht, ohne dabei irgendetwas von ihrem typisch traditionellen Sound einzubüssen. Traditionell geht es auch auf dem Silberling weiter, denn ‚Ye Banks And Braes’ und ‚Heather Bells’ ist uraltes Liedgut aus Schottland, womit das Sextett seinen Helden - in gewohnt punkiger Manier mit absolut hörenswerten Bagpipeparts - Tribut zollt. Natürlich darf auch ein Klischee-behafteter Song auf „Oot & Aboot“ nicht fehlen. Diesen gibt es in Form des Punkrockgrölers ‚Get Lost’, dessen Dudelsackeinlagen noch eine ganze Weile im Ohr herumsummen. Wo wir doch gerade bei den Klischees sind: was fällt einem als erstes ein wenn man an Schottland bzw. Punk denkt? Richtig eine gehörige Portion Alkohol, hier in Form des Whiskys. ‚Dance Around The Whisky’ kommt einfach perfekt rüber, denn der Zuhörer wird in die Welt einer Kneipe entführt, in der Paul alleine mit einer Akustikgitarre auf einem Stuhl sitzt und dieses Lied für ein Freigetränk zum Besten gibt. Nun ja vielleicht interpretier ich ein wenig zu viel rein, aber die Stimmung kommt wirklich so rüber. Die passende Kneipenschlägerei-Mucke gibt es einige Minuten später in ‚Drink The Way I Do’ geboten. Herrlich führende Dudelsack Melodien, ruhigere Gitarrenarbeit, ein wahnsinniger Chorus und die eben schon erwähnte Pub-Stimmung machen auch diesen Song zu etwas ganz Besonderen. Das war aber noch lange nicht alles, denn bevor Matt mit seinem Bagpipes Outro ‚Taylor Made’ das Ende besiegelt kommt mein Favorit dieses absolut genialen Folk-Punk Albums. ‚The Night The Lights Went Out In Scotland’ heißt der Track, der mit Sicherheit als das Aushängschild der Real McKenzies zu bezeichnen ist. In diesem Historienspektakel passt einfach alles 100%ig zusammen: Dirty Kurt mit seiner Rock’n’Roll Gitarre á la AC/DC, Mark The Bone (Gitarre) battled mit Matt (Dudelsack) im eher traditionellen Stil, Sänger Paul holt alles aus seiner Stimmer heraus und Jamie und Brad ergänzen den Sechser und machen ‚The Night The Lights Went Out in Scotland’ zu einem echten Hörgenuss.

Leider sind die 13 Songs nach einer halben Stunde geilster Unterhaltung schon wieder vorbei, aber waren das wirklich die McKenzies? Ich konnte es erst nach nochmaligen Hören glauben, dass der Clan solch einen riesen Schritt nach vorne gemacht hat. Also worauf wartet ihr jetzt noch? Schnell zum nächsten CD Dealer und eine gehörige Portion Tradition und Spaß kaufen. Wahnsinn.

Nils Manegold