Reviews

Reise, Reise

Label: Universal (2004)

Zu Rammstein muss man nicht viel sagen. Die Berliner bringen dieses Jahr mit Reise, Reise ihr viertes Studioalbum heraus. Drei Jahre ist es her, seit Mutter in die Läden kam und entsprechend lang warten die Fans auf neuen Stoff von Till, Richard und Co. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit liegen die Augen auf der Neuveröffentlichung, der bereits mit den Singles ‚Mein Teil’ und ‚Amerika’ vorgegriffen wurde. Seit die Band 1995 ihr Debüt mit „Herzeleid“ gab sind fast 10 Jahre vergangen und der Sound hat sich geändert. Er wurde geschliffen und etwas weicher gemacht um mehr Leute zu erreichen, dennoch bleiben die Texte weiterhin offensiv und fordern die Gesellschaft heraus.

Der Titeltrack ‚Reise, Reise’ kommt selbstverständlich an erster Stelle und man hört am Text warum das Cover als Flugrekorder aufgemacht wurde. ‚Reise, Reise’ macht da weiter wo Mutter aufhört, tiefe Gitarren, ein Hauch von Industrial und die grollende Stimme von Till Lindemann. Der Name verrät schon den Inhalt des Songs, wobei der Text das Ganze aus der Sicht und mit den Worten von Rammstein beschreibt. Danach kommt die erste Singleauskopplung ‚Mein Teil’ die den Kannibalen von Rotenburg behandelt. Der Song ist schon etwas kraftvoller und aggressiver als sein Vorgänger, denn die Gitarren stehen deutlich im Vordergrund. Das Texten haben Rammstein eindeutig drauf, was ‚Los’ zeigt. Hier wird ein Textkonstrukt gestrickt, das sehr viele Wörter aus dem deutschen Wortschatz mit der Endung „los“ zur Hilfe nimmt und trotzdem einen sinnvollen Text ergibt. Es wird die Geschichte von Rammstein beschrieben und wie sie von Kritikern gesehen werden. Dann kommt die vor Ironie triefende Auskoppelung ‚Amerika’, ein deutlicher Seitenhieb Richtung Westen ist. Ausgleichend gibt es als siebten Track ‚Moskau’ noch einen Titel, der die Hauptstadt des Ostblocks als Dirne behandelt. Dieser Song wird durch eine weibliche Stimme etwas aufgelockert und hat eine treibende Melodie, die den Charme von ‚Moskau’ ausmacht. Der Rest des Albums ist viel langsamer und melancholischer angelegt, was teilweise am Thema liegt, denn die letzten beiden Songs drehen sich um Liebe. ‚Amour’ ist der Abschluss des Albums und betrachtet das Thema mal von der anderen Seite, die das Bild eines wilden Tieres vermittelt, das alle einfängt und verspeist.

Der schon bei „Mutter“ beschrittene Weg etwas leichter verständliche Texte zu schreiben wird bei Reise, Reise fortgesetzt. Leider ist das Album für Rammsteinmaßstäbe etwas zu ruhig, aber das kann es durch sehr gute Texte und suchbildende Melodien wettmachen.

Winfried Bulach






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