Reviews

The Birth Of Tragedy

Label: Osmose Productions (2002)

Die Japaner sind zurück. Zwei Jahre sind seit dem „Every Nerve Alive“- Album, das zwar einige Hits bot, jedoch nicht durchgängig gut war, vergangen. Nun beglückt uns die Band mit einem neuen Death / Thrash-Werk. Sollte man meinen, aber die Chose klingt eher wie Thrash aus dem San Fransisco der 80er. Deatheinflüsse sind zwar noch herauszuhören und alte Fans der Band erkennen dieselbe auch immer noch, aber im Allgemeinen klingt alles mehr nach reinstem US-Thrash. Hierzu tragen vor allem drei Faktoren bei:

  1. Die Produktion der Aufnahme, die in Japan in den Moopies Studios vorgenommen wurde und den Death Metaltempel Morrissound (ehemaliger Aufnahmeort) aussticht. Ritual Carnage kratzen im Gitarrenbereich immer noch dreckig rum, doch nicht mehr so dumpf und 08/15 brachial, wie auf dem Vorgänger. Zwar könnte die Gitarre, insb. die Rhythmusgitarre noch mehr im Vordergrund stehen, aber das ist Geschmackssache.
  2. Hat die Band nun einen 2.Gitarristen (Wataru Yamada) verpflichtet, was der neuen stilistischen Ausrichtung entgegen kommt. Gerade doppelt ´geriffte´ Rhythmen und doppelte Sololäufe ganz in der Tradition der 80er treiben ein dickes Grinsen ins Gesicht des geneigten Hörers. Zudem werden Bass und Schlagzeug songdienlich eingesetzt.
  3. Punkt ist der veränderte Gesang von Danny (neuer Nachname `Carnage`- Tolle Idee), der enorm eigenständig klingt und einiger Gewöhnung bedarf. Danny schreit mit kratziger, aber dennoch eigentlich klarer Stimme. Das Ganze klingt gewaltig und lässt ein wenig an Einflüsse aus dem Metalcorebereich (Shouting) denken.

Inhaltlich ist man von der ´Mordet alle Christen Schiene´ bzw. Kriegsthematik weg, hin zu politisch gesellschaftskritischen Texten gewandert. Vor allem die USA bekommen ihre Fett weg (‚Grave New World’). Zudem werden viele andere Institutionen des Staates im Workingclass-stil attackiert (‚Shroud Of Secrecy’, ‚Paradox Of Democracy’). Ob alles davon berechtigt ist, muss jeder selbst wissen (Auch Kritik darf / muss kritisiert werden).

Ein Coversong zur Erinnerung an Chuck Schuldiner wird ebenfalls gespielt. ‚Infernal Death’ (vom Death Debütalbum) ist allerdings eher durchschnittlich interpretiert. Der Rest geht allerdings voll ab, auch wenn der aggressive Death / Thrash von „The Highest Law“ unerreicht bleiben wird. Jeder alte Ritual Carnage Fan sowie Thrashfans können hier zuschlagen, da eigenständiger, modern produzierter Thrash Metal geboten wird, der die ganzen 39min völlig Arsch tritt. Als Songs zum Reinhören sind oben genannte sowie ‚Sanity’s Thin Line’ und ‚Dawn Of Decadence’ zu empfehlen. Der limitierte (?) Digipack weist zwar 13 Tracks (sogar Texte) aus, aber tatsächlich sind nur 11 vorhanden. Warum? Keine Ahnung, trotzdem anhören.

Christian Kremp