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The Hunter

Label: Dockyard1 (2005)

Der schwedische Heimatort von Persuader heißt Umea. Irgendetwas muss dieses 100.000 Einwohner große Stadt an sich haben. Dies ist nämlich zugleich die Heimat von Nocturnal Rites, die an diesem Ort bereits einige starke Alben produziert haben und längst als herausragende Band im Powermetalbereich etabliert sind. So weit sind Persuader noch nicht, wie denn auch nach einem offiziellen Release namens „Evolution Purgatory“ aus dem Jahre 2004. Das die Jungs das Zeug dazu haben, einen ähnlichen Weg wie ihre Landsmänner einzuschlagen, haben sie auf ihrem Debütalbum eindrucksvoll bewiesen. Nicht umsonst haben sie den Young Metal Gods Contest gewonnen. Im März 2006 soll mit „When Eden Burns“ der mit Spannung erwartete Nachfolger erscheinen. Zuvor gibt es aber mit „The Hunter“ noch ein Bonbon. Die Scheibe stellt das erste Album der Band dar, wurde aber wegen Bankrotterklärung des damaligen Labels nur in Frankreich veröffentlicht. Das mir nun vorliegende Re-Release soll die Band nun auch mit ihrem ersten Schaffen über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt machen.

Die Scheibe gefällt allein schon durch das Cover, dass dem Trend von detaillierten und glatten Zeichnungen auf erfrischende Weise entgegenwirkt. Der Eindruck nach dem ersten Durchgang ist durchweg positiv, auch wenn schnell klar wird, dass diese Scheibe nicht auf dem gleichen Produktionsniveau steht wie „Evolution Purgatory“. Aber wen interessiert ist? Mit ihrer frischen und unbekümmerten Art erinnern die Schweden an das Debüt von Sonata Arctica („Ecliptica“), die damals genauso frei von der Leber weg spielten, wie es Persuader mit „The Hunter“ taten. 11 reinrassige Heavy Metal Songs, ohne Schnickschnack, ohne verweichlichte Keys, ohne große Durchschnaufpausen; dass sind die wesentlichen Charakteristika dieser Scheibe. Obwohl z. B. das Anfangsriffing von ,As You Wish’ stark nach Hammerfall klingt oder der Chorus zu dem fantastischen ,Escape’ Ähnlichkeiten zu Blind Guardian aufweist, hat es die Band dennoch geschafft, ihren eigenen Sound durchzudrücken und nicht wie eine Kopie etablierter Szenegrößen zu klingen. Ein großer Gewinn für die Truppe ist vor allen Dingen Frontmann Jens Carlsson, der großes Talent zu erkennen lässt und sowohl in cleanen als auch in aggressiveren Tonlagen (wie bei dem großartigen ,Cursed’) eine gute Figur macht. Das erfrischende Gitarrenspiel des Duos Carlsson / Norberg trägt seinen Teil zum Gelingen dieses Albums bei und zeichnet sich durch gekonntes Riffing aus. Trotz des jungen Alters beeindruckt die Band durch ihr gesamtes Zusammenspiel, dass bereits sehr harmonisch rüberkommt. Hier sei vor allem der Titelsong erwähnt, der mit einem herrlichen Instrumentalpart ausklingt. Als Zugabe enthält dieses Album 2 Versionen von ,Escape' und ,Cursed' des ersten Demos „Visions And Dreams“ aus dem Jahre 1998, sodass das frühere Wirken der Schweden der Öffentlichkeit nun weitgehend preisgegeben wird.

Gute Alben kann es nie genug geben, von daher macht dieses Re-Release durchaus Sinn. Man darf gespannt, was die Schweden im nächsten Jahr mit ihrem neuen Album auf die Beine stellen.

Oliver Bender