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Razamanaz

Label: Union Square (1973/2009)

Einige Jahre war diese sensationelle Scheibe, mit der die Bandgeschichte von Nazareth erst richtig losging, leider vergriffen. Nun erbarmen sich die Briten vom Union Square Label dieses Klassikers und werfen ihn um einige sinnvolle Bonustracks erweitert auf den Markt. Doch eins nach dem anderen.

1972  war ein kritisches Jahr für die schottischen Hardrocker. Nach der Debütscheibe, die mit leicht progressivem Hardrock und zeitweise Black Sabbathartiger Finsternis punkten konnte, erschien die Scheibe "Exercises", die vom späteren Queen-Produzenten Roy Thomas Baker eingetütet worden war. Sie verwirrte mit fast ausschließlich Folk- und Countryklängen. Trotz einiger guter Songs ließ die Band völlig verunsicherte Fans zurück. Dann tourte man im Vorprogramm von Deep Purple, freundete sich mit deren Bassist Roger Glover an und drehte den Kurs endgültig in Richtung hemdsärmeligen Hardrock.

"Razamanaz", das knallhart mit dem gleichnamigen Titelsong eröffnet wurde, klingt wie ein Befreiungsschlag. Ohne Kompromisse zieht die Band ein Feuerwerk ab, das so knackig war, dass man zumindest in punkto Härte alle anderen zeitgenössischen Bands hinter sich ließ. Alleine die Doublebassarbeit von Darrell Sweet war bis zum Erscheinen von Motörheads "Overkill" unerreicht.

Zur Belohnung enthielt die Scheibe auch den ersten Charthit mit 'Broken Down Angel', das unglaublich düstere 'Sold My Soul' und die Nackenbrecher 'Too Bad Too Sad' und 'Bad Bad Boy'. Daneben gibt es zwei geniale Coverversionen, Woody Guthries 'Vigilante Man' mit genialer Lap Steel Guitar von Manny Charlton und den Leon Russell Song 'Alcatraz'.

Die Boogienummer 'Woke Up This Morning' und das mit wundervoll perkussiver Schlagzeugarbeit dominierte 'Night Woman' vervollkommnen einen echten Rockklassiker. Schön, dass man neben den beiden Seiten der Single, 'Hard Living' und 'Spinning Top', noch vier BBC Sessions ausgegraben hat, auch wenn die Nummern 'Razamanaz', 'Night Woman' und 'Broken Down Angel' schon auf der nicht mehr lieferbaren "Nazareth At The Beeb" Doppel CD enthalten waren. Dafür ist der verwendete Take von 'Vigilante Man' bisher unbekannt.

Fazit: Eine wunderschön aufgemachte Wiederveröffentlichung einer essentiellen Platte der frühen 70er Jahre. Uneingeschränkte Kaufempfehlung!

Frank Scheuermann