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In Through The Out Door

Label: Rhino Records (1979/2015)

Die Scheibe "In Through The Out Door" erschien in einer sehr problematischen Phase für die Band. Robert Plants Sohn war gestorben und Jimmy Page war zu diesem Zeitpunkt normalerweise zugedröhnt bis unter den Haaransatz. Und mir ist kein einziger Fall bekannt, in dem exzessiver Heroinkonsum einen Musiker zu Höchstleistungen angetrieben hätte (wenn gleich manche den musikalischen Verfall ein wenig hinauszögern konnten, siehe David Bowie). So geriet denn "In Through The Out Door" von Beginn an zu einer heiß diskutierten Angelegenheit. Plant war mit Trauerarbeit beschäftigt, Page mit den Drogen und 16-jährigen Mädels, Bonham war weitgehend abgetaucht und so blieb es weitestgehen an John Paul Jones hängen, die neue Scheibe zu organisieren. Und so ist sie wohl auch die untypische LZ-Veröffentlichung geworden. Sehr düster und keyboardlastig, Gitarrensoli blitzen nur selten auf überall finden sich Erinnerungen an die damals grassierende New Wave. Wenn man etwas gräbt, finden sich aber trotzdem großartige Nummern. Vor allem  das epische "In The Evening" und das lange "Carouselambra" ragen hier hervor. Daneben finden sich auch eher belanglose Geschichten wie "Hot Dog". Die nächste Scheibe sollte dann wieder ein echtes Rockbrett werden, aber dazu kam es ja dann durch das Ableben von John Bonham bekanntermaßen nicht mehr.

Leider wurde bei der Wiederveröffentlichung die ursprüngliche Konzeption des Covers (Kneipenszene mit sechs Personen, von denen fünf sichtbar sind, die sechste gibt die Perspektive vor - daher die Platte mit sechs unterschiedlichen Bildern veröffentlicht, welche dem Blickwinkel der sechs Personen entsprechen, auf dem Originalvinyl wurden die unterschiedlichen Motive mit den Buchstaben A-F gekennzeichnet) nicht berücksichtigt und es wurde nur eines der Motive in der braunen Papierverpackung (war damals die übliche Verpackung für Dinge, die man im Sexshop gekauft hatte!) berücksichtigt.

In meinen Augen ist das Bonusmaterial von "In Through The Out Door" das schwächste der ganzen Reissue-Reihe. Das liegt vermutlich am desolaten Zustand der Band damals. So gibt es nur uninteressante Bonusmixe mit eher bescheidener Soundqualität. Aber so ist es eben, wenn man durch den Hintereingang hineingeht.... (rührt daher eigentlich der braune Grundton der Covergestaltung?????) :-)

Frank Scheuermann

8/10