Reviews

Presence

Label: Rhino Records (1976/2015)

Im Gesamtkatalog war die vorletzte Studioscheibe von Led Zeppelin immer ein Produkt, das höchst unterschiedliche Wertungen erhalten hat. Einerseits fanden die Fans Songs wie das mächtige "Achilles Last Stand" oder die bluesige Nummer "Nobody's Fault But Mine" immer großartig, anderes hingegen wirkte wie nur hingeworfene Skizzen. Ich persönlich mochte diese Scheibe mit dem merkwürdigen Cover schon immer und finde die Abkehr von den ansonsten reichlich vorhandenen Akustikgitarren und den Tasteninstrumenten sehr interessant, weil sich hier Led Zeppelin so direkt wie nie zuvor zeigen. Der Fluch, der auf der Band zu lasten schien, zeigte sich vor den Aufnahmen von "Presence" bereits zum ersten mal, als Robert Plant in Griechenland einen schweren Autounfall hatte. Als Folge davon, musste er diese Platte fast komplett im Rollstuhl sitzend einsingen. Angesichts dessen ist die Gesangsleistung geradezu unfassbar gut und gelungen. 

Stellt sich nun die Frage nach dem Mehrwert der neuen Deluxe Ausgabe. Mit einer knappen halben Stunde ist sie schon überschaubar und bietet grundsätzlich fast nur Alternativmixe, die allerdings auch einmal andere Gesangsspuren oder Gitarrensoli bieten (vor allem die Kermit-Parodie ist unfassbar witzig - Ihr werdet schon hören, was ich damit meine!). Lediglich die Instrumentalnummer "10 Ribs & All" gab es bislang überhaupt noch nicht zu hören. Schade, dass daraus kein vollständiger Song mit Gesang geworden ist.

Beim Remastering hat Jimmy Page mal wieder alles richtig gemacht - alles klingt noch etwas transparenter, plastischer als es aus dem Remastering der 90er Jahre bekannt ist. Jedenfalls ist die Scheibe trotz kleinerer Schwächen die Anschaffung wert, gerade jetzt, wo man noch schönes Bonusmaterial dazu bekommt.

Frank Scheuermann

9/10