Reviews

North Sea Jazz Live

Label: Made in Germany (MIG) (2010)

An der schönen Nordsee kommt es jades Jahr zu einem Zusammentreffen großer und bekannter Musiker. Vor einigen Jahren spielten beim North Sea Jass Festival (bei weiter Definition des Begriffes "Jazz" - ähnlich wie in Montreux) Steve Lukather (Toto) und Edgar Winter zusammen. Steve Lukather gilt als ein gerausragender Musiker, der in nahezu allen Spielweisen von Jazz bis Heavy Metal, Blues bis Pop und Rock bis Soul firm ist. Das zeigt sich in seinen Veröffentlichungen mit seiner Powerpop Band Toto genauso wie in seinen Gastbeiträgen für Künstler wie Michael Jackson und Alice Cooper und viele andere. Allerdings birgt diese Varianz auch immer das Risiko eines gesichtslosen Spiels ohne echte Emotionalität. Da wird häufig die perfekte Inszenierung einem echten Feeling vorgezogen. Und genau diesen Eindruck habe ich leider auch zuweilen bei diesem Konzert.

Ganz anders ist der eher etwas durchgeknallte Partner in Crime, Edgar Winter. Der bekennende Scientologe und kleine Bruder von Blueslegende Johnny Winter, ist zwar ebenfalls in fast allen Stilen beheimatet, spielt also nahezu alles von Funk über Heavy Rock, Blues, Soul und Jazz, aber er hat (wohl auch schon wegen seiner etwas unvorteilhaften äußeren Erscheinung) etwas sehr freakiges an sich. Dieser Mann kann so niemals ein Popstar werden...?

Musikalisch ist die Show, die auf viele Klassiker zurückgreift, über jeden Zweifel erhaben. Vor allem 'Tobacco Road' und die Winter-Erkennungsmelodie 'Frankenstein' lassen es so richtig krachen, auch wenn mir die klassische Liveversion des erstgenannten Stücks (von der "Roadworks" Platte) noch deutlich besser gefällt. Anfangs hat vor allem Steve Lukather mit erheblichen Soundproblemen zu kämpfen, aber das bessert sich noch während der Eröffnungsnummer 'Smell Yourself'. Löblicher Weise bleiben uns die peinlichsten Totohits erspart und wir werden vor allem Zeugen der instrumentalen und musikalischen Qualitäten der beiden Hauptakteure. Dass die beiden von keinen Geringeren als Gary Ferguson (Drums, Glenn Hughes) und Phil Soussan (Bass, ex- Ozzy Osbourne) begleitet werden, schadet der musikalischen Klasse mitnichten. Wenn man also die kleinen Defizite der anfänglichen Soundprobleme und der etwas klinischen Spielweise eines Steve Lukather abzieht, bleibt eine gute Aufnahme interessanter Musiker. Und das ist ja auch schon was wert!

Frank Scheuermann