Reviews

Return To Japan

Label: Frontiers Records (2004)

Die Queen of Progressive Rock meldet sich mit “Return To Japan” einmal mehr eindrucksvoll zurück. Nachdem sie mit ihrem Männlein für alles (Erik Norlander: keyboards, Kaffee kochen, arrangieren, staubsaugen, Hund Gassi führen, Songs schreiben, Sex u.ä.) in den letzten Monaten rund um den Globus auf Tour war, lag es auf der Hand eine Live-Scheiblette nachzulegen. Allerdings, und das stellt sich als einzig kritische Anmerkung, warum schnipselt man Material von fünf Anlässen aus den Jahren 1998-2002 zusammen, wo man doch imstande ist, eine einzige phantastische Show abzuliefern und diese dann auf Konserve zu fixieren? Wie die ein wenig skurrile Entstehungsgeschichte schon vermuten lässt, finden sich dann auch Songs aus nahezu allen Schaffensphasen der Amerikanerin mit der engelsgleichen Stimme und das auch auf zweierlei Art: auf zwei CDs wird dann Songmaterial von der „Queen of The Ocean“-Phase genauso geboten wie von „Project Shangri-La“. Die Einteilung in zwei Cds folgt einer inneren Logik: auf CD 1 in gewohnt elektrischer Weise, auf CD2 unplugged oder auf andere Art anders als üblich (die sogenannten Specials). Dabei stechen die neueren Interpretationen von ‚Frankenstein Unbound’ und ‚Rainbow’s End’ besonders heraus. Um der Flut des herausragenden Materials überhaupt gerecht werden zu können, werden einige der erinnerungswürdigeren Songs gleich zu einem Instrumental-Intro-Medley (oder wie die älteren unter uns noch sagen würden: einem bunten Melodienstrauß) verbunden.

Für mich setzt die Logik einer Liveplatte voraus, dass Dinge geschehen, die so nicht zu erwarten gewesen wären, und dieser Erwartung des Unerwarteten kommt Lana mit ihrer Mannschaft im Bonusteil von CD 2 nach. Man beweist hart rockendes Stehvermögen als man sich an Rainbow’s Klassiker aus der Dio Epoche, „Long Live Rock’n’Roll“ herantraut und es zumindest nicht versemmelt. Das eigentliche Highlight des Albums stammt aber weder aus der Feder von Lana noch aus der des Herrn Norlander, sondern ist der Progressive-Klassiker schlechthin: das gottgleiche „In The Court Of The Crimson King“ von Robert Fripps genialer Kombo ähnlichen Namens.

Ein solcher Song ist eigentlich sakrosankt (ähnlich wie Zeppelins „Stairway To Heaven“) und entzieht sich jeder Legitimation zum Covern. Aber: Lana darf das und macht es auf äußerst charmante Weise. Daher: beide Daumen hoch für ein zwar inhomogenes aber sehr schönes Album!

Frank Scheuermann