Reviews

King Diamond
The Puppet Master

Label: Massacre Records (2003)

Die Veröffentlichung eines neuen Werks des einzig wahren Königs ist immer wie Heilig Abend. Man sitzt freudig erregt unterm Baum – oder wie in meinem Fall neben einem Blumenstock, weiß in etwa, was man kriegt, und freut sich dennoch jedes Mal wieder wie Bolle, wenn man die CD zum ersten Mal auspackt und in den Player legt. Von wegen ‚No Presents For Christmas’! Mein heiliger Abend fiel dieses Jahr auf den 29.10., dann durfte ich sie endlich in Händen halten, die heilige CD, auf die ich schon so viele Monde gewartet hatte.

Und ich kann euch jetzt schon verraten, dass ‚The Puppet Master’ genau der Killer geworden ist, den man von Kim-Bendix erwartet hatte. Und mal ehrlich: hat der Dänenkönig bis auf das für seine Verhältnisse etwas durchschnittliche ‚The Spider´s Lullabye’ und das strange ‚The Graveyard’ jemals eine schlechte Platte gemacht? Das einzige, was man vielleicht bemängeln könnte, ist das nicht gerade herausragende Cover, das von der Machart etwas an das Artwork der „Spinnen-Platte“ erinnert. Ich persönlich hätte mir eher wieder ein Kunstwerk in der Tradition von ‚Them’, ‚Abigail’ oder ‚Voodoo’ gewünscht.

Leider kann ich euch nichts über die Story verraten, da mir weder die Texte noch die der regulären CD beiliegende Story-DVD vorliegen, was ich sehr schade finde, gehört das textliche Horror-Konzept doch seit jeher untrennbar zu einer King Diamond-Scheibe dazu. Und wieder mal hat der singende Däne (dessen Stimme man wie gehabt entweder liebt oder haßt) es geschafft, seine Songs mit einer epischen Theatralik zu versehen, die seinesgleichen sucht, verbunden mit Ohrwürmern, die nur schwer die Muschel verlassen.

Das Intro ‚Midnight’ stimmt perfekt auf die Platte ein, bevor es „Mitternacht in Budapest“ wird und der Puppenmeister seinen ersten Auftritt hat (‚The Puppet Master’). Das nachfolgende ‚Magic’ ist dann ein absoluter Über-Killer, mit einer Melodie für die Ewigkeit versehen. Einer der geilsten King Diamond-Songs ever! Nicht viel schlechter schneiden der Düster-Track ‚Emerencia’ und das mit einer typischen King Diamond-Kirchenorgel eingeleitete ‚Blue Eyes’ ab. In diesen beiden Tracks kommt dann auch eine Neuerung im königlichen Sound zum Vorschein. Um den Songs mehr Theatralik zu verleihen, wurde auf die Stimme einer Gastsängerin zurückgegriffen, die ihre Sache perfekt meistert und sich dem hohen Niveau und der Professionalität des Königs anpasst. Nach dem wiederum recht düsteren ‚The Ritual’ und dem kranken von einer Drehorgel und einer Grabesstimme eingeleiteten ‚No More Me’ folgt dann mit ‚Blood To Walk’ wieder ein Kracher, der problemlos auch auf „Abigail“ eine gute Figur abgegeben hätte. Nach all diesen Ohrwürmern ist natürlich noch immer nicht Schluß, folgt doch eine erneute Göttergabe namens ‚Darkness’, bevor es mit ‚So Sad’ eher ruhig und traurig wird und man einem Dialog des Königs mit der mir leider unbekannten Sangesfrau beiwohnt.

Das nach „No Presents For Christmas“ erneute Statement zum kapitalistischen Volksfest namens ‚Christmas’ (wie auch sonst?) wird dann stilecht von dem Weihnachtslied ‚Little Drummer Boy’ eingeleitet und stellt nach ‚Magic’ den zweiten absoluten Höhepunkt eines von Höhepunkten bevölkerten Juwels dar. Daß der knallharte Rausschmeißer ‚Living Dead’ den vorgegebenen Standard ebenfalls halten kann und den Zeigefinger wie von Geisterhand zur Repeat-Taste des CD-Players dirigiert, sollte wohl keiner weiteren Erwähnung bedürfen!

Meiner Meinung nach haben King Diamond und sein Dream-Team Andy La Roque (guit.), Mike Wead (guit.), Hal Patino (bass) und Matt Thompson (dr.) mit „The Puppet Master“ DAS Heavy Metal-Hammeralbum des Jahres geschaffen. Wer „Abigail“, „Conspiracy“ und „The Eye“ (an denen sich das neue Album eher orientiert, als an „The Graveyard“, oder „Voodoo“) zu seinen Faves zählt, hat nun einen triftigen Grund mehr, den Geldbeutel um ein paar Euro zu erleichtern. „The Puppet Master“ macht auf jeden Fall süchtig und erhöht meine Vorfreude auf das nächste hoffentlich bald erscheinende Mercyful Fate-Werk.

Michael Meyer