- Deiche
- Die Ausfahrt zum Haus deiner Eltern
- 48 Stunden
- Einer
- Tränengas im High-End-Leben
- Balu
- Stockhausen, Bill Gates und ich
- Anders als gedacht
- Die Wahrheit ist, man hat uns nichts getan
- Handyfeuerzeug gratis dazu
- Nacht
Label: Grand Hotel Van Cleef (2005)
Echte Hamburger Schule könnte Kettcar beschreiben, wenn man unter Hamburger Schule nicht Hip Hop wie Fettes Brot verstehen würde, sondern klugen, durchdachten und alternativen Pop. Kettcar wurden quasi über Nacht berühmt. Ihre erste Single war selbst produziert und machte sie auf Grund des Downloadansturms und den daraus resultierenden Gebühren fast arm. 2002, ein Jahr nach der Gründung, kam ihr Album „Du und wieviel von deinen Freunden“, das mit 300000 verkauften Platten ein überragender Erfolg wurde. Vor dieser Veröffentlichung spielte die Band sich live schon eine gewisse Fanbase ein unter anderem auch als Support der Punkrock Götter Bad Religion. Nun kommt ihr zweites heiß erwartetes Album, das zahlreiche Erwartungen erfüllen will.
Nach dem ersten Durchhören beschleicht einen ein mulmiges Gefühl, dass man irgendetwas auf dem Album verpasst hat, aber leider ist dem nicht so. Man fühlt sich erinnert an das erste Album, aber irgendwie ist etwas von der Frische vergangener Tage verloren gegangen. Das Tempo und der Sound sind, genauso wie die Reime und wortgewandten Phrasen, altbekannter Kettcar Stil, dennoch fehlen auf der Scheibe die richtigen Kracher. In ‚Stockhausen, Bill Gates und ich’ ist ein neues Element ausprobiert worden. Im Refrain setzt ein Kinderchor ein, der den Titel etwas auflockert, aber keine revolutionäre Veränderung ist. Das faszinierendste ist, dass man für jeden Track eine parallele zu den alten Werken ziehen kann, vielleicht ist es auch eine Illusion, die durch den Gesang von Marcus Wiebusch herrührt, der auf beiden Veröffentlichungen konstant seine gute Leistung erbringt. Als einfallslos kann man weder die Band noch das neue Album bezeichnen, da die Hamburger mehr Gedanken in einen Text einbauen als ein Chartspopper in einem kompletten Album bringt. Soundtechnisch hätte man vielleicht noch mehr Kniffe erwarten können, die eventuell mit Verzerrern und anderen elektronischen Mitteln erreicht werden könnten. Schlussendlich muss man mit dem was die Jungs abliefern zufrieden sein, denn alles in allem ist „Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen“ eine solide Scheibe.
Wer Kettcar nicht kennt, sollte sich lieber das bessere Debüt zulegen, alle Kettcarfans können zugreifen, denn es gibt die gewohnte Qualität.
Winfried Bulach