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Indian Summer
Indian Summer

Label: Repertoire (1971/2011)

Es muss eine wahre Pracht gewesen sein, vor etwa vierzig Jahren als Teenager aufzuwachsen und an die Musik herangeführt zu werden. An allen Ecken und Enden waren Bands zu sehen, die den Sound der Popmusik erweitern wollten und dabei Elemente aus Jazz, Klassik, Ethno zu einem anspruchsvollen Ganzen kombinierten. Popsongs, die gerade einmal drei Minuten lang waren, waren verpönt. Beim durchschnittlichen menschlichen IQ war es wohl klar, dass der Rückweg zu geradezu idiotisch einfachen Songstrukturen und Melodien, unvermeidlich war - aus rein kommerziellen Erwägungen zumindest. Aber für einen kurzen Moment in der Geschichte der Rockmusik, durften Progressive Bands an der Spitze der Charts stehen. Musik, diee eher zum Denken und Fühlen als zum Tanzen anregen sollte.

Eine dieser interessanten Bands waren Indian Summer aus Birmingham. Sie hatten mit ihren Nachbarn von Black Sabbath mehr als eine Sache gemeinsam: Managemant und Produzent waren die gleiche Kombination, die aus Iommi und Co. eine Erfolgsgreschichte gemacht hatten. Indian Summer waren allerdings bei weitem melodischer und hatten mit Bob Jackson, dem Sänger, auch noch einen veritablen Hammond Spieler an Bord. Die Musik des Vieres war völlig eigenständig, auch wenn natürlich als Referenz Namen wie Deep Purple, Atomic Rooster oder Uriah Heep fallen müssen. Leider vergaß die Plattenfirman RCA Neon fast komplett, die Platte zu promoten und so war relativ schnell Schicht im Schacht, auch wenn es mit 'God Is The Dog' und dem unglaublichen 'Another Tree Will Grow' (hört Euch mal dieses phänomenale Gitarrensolo an!) einige Songs am Start hat, die das Zeug zum Rockklassiker gehabt hätten. Schade darum!

Bob Jackson blieb der Welt noch sehr lange als Musiker erhalten. Er stellte sich in den Dienst von Badfinger, den Searchers und vielleicht am wichtigsten, begleitete er den Originalsänger von Uriah Heep, David Byron, ab etwa 1981 in dessen letzter Band bis zu seinem viel zu frühen Tod 1985. Indian Summer haben mit ihrer einzigen Scheibe ein wundervolles Stück Progressive Rock abgeliefert, das immer mal wieder ein Ohr verdient hat. Greift zu, solange es diese wundervolle Klappcover Ausgabe gibt!

Frank Scheuermann