Reviews

Soulfully In The City Of Angels

Label: Frontiers Records (2004)

Was ist über diesen Mann nicht schon alles geschrieben worden! Ein Leben zwischen Himmel und Hölle, schier unerschöpfliche Kreativität und Aktivitäten einerseits, Drogen und Dämonen andererseits. Musikalisch gefangen zwischen Soul und Blues, Funk und Hardrock. Ein Mann, so unterschiedlich wie die ständig wechselnden Outfits, in denen er sich präsentiert. In den letzten Jahren waren seine Soloveröffentlichungen immer in genau diesem Spannungsfeld angesiedelt. Glenn Hughes, ein Mann, der trotz vielseitigste Begabungen immer zwischen seiner Liebe für Marvin Gaye, Otis Redding und anderer Soulgrößen und der Erwartungen seiner Fans, die eine weitere Hardrockscheibe hören wollten, gefangen war. Nun hat sich mit der vorliegenden Platte einmal mehr der Kreis geschlossen. Live aufgenommen in einem kleinen Studio, vor einer Handvoll auserwählter Freunde und Fans, liefert der ehemalige Deep Purple, Trapeze, Gary Moore, Black Sabbath etc. Frontmann ein Programm ab, das allen Freunden traditioneller Rockmusik die Freudentränen in die Augen treibt. Der Schwerpunkt liegt auf höllisch groovenden Rocksongs jüngeren Datums (,You Can’t Stop The Flood’) und Klassikern aus seiner Zeit mit Deep Purple (,Mistreated’, ,Gettin’ Tighter’ und ,You Keep On Moving’). Die eigentlichen Highlights aber stellen Nummern wie ,Coast To Coast’ und ,Medusa’ aus der göttlichen Trapeze-Epoche dar. Auch ,The First Step Of Love’ von der unglaublichen Scheibe ‚Hughes/Thrall’ von 1982 entpuppt sich wieder einmal als einer der tollsten Livesongs überhaupt. Mit J.J. Marsh hat Hughes dabei wieder einmal einen altgedienten Kampfgefährten an Bord, der vor allem bei den Deep Purple Songs Ritchie Blackmore vollkommen vergessen macht! George Nastos, der schon vor vier Jahren als Tourgitarrist mit dabei war (und den ich damals zusammen mit Glenn in einem Club mit dem ultrageilen Namen „Zur Blauen Banane“ erleben durfte!) ergänzt bei einigen Stücken die Gitarrenarbeit um einige funkige Elemente, während die Drums von keinem Geringeren als dem Schlagzeuger der Red Hot Chili Peppers bearbeitet werden. Dabei ist der Spaßfaktor so hoch, dass man am liebsten mit der Band mitjammen möchte! Nebenbei sei noch erwähnt, dass die Backingvocals von Kevin Dubrow (Quiet Riot) und Alex Lingertwood (Santana) beigesteuert werden. Auf dieser Platte sind erstmals seit Trapezes „You Are The Music“ wieder Funk und Hardrock zu einem organischen Ganzen verschmolzen. Glenn Hughes macht mit seinen Interpretationen ganz klar, dass er sich mittlerweile als Rocker erkannt hat, der zwar auch durch Elemente der Black Music inspiriert wird, aber dass die Gefahr, dass aus ihm ein zweiter Michael Bolton werden könnte (und der hat ja schließlich auch einmal als Sänger der Hardrock Band Blackjack -zusammen mit Kiss’ Bruce Kulick!- begonnen), endgültig gebannt ist. Wenn man sich dann noch vor Augen hält, dass der Ü50er neben seiner Solokarrieren und ca. 5000 Gastauftritten auf fremden Alben noch zwei feste Bands (Hughes-Turner-Project und Voodoo Hill) am Laufen hat, dann muss man sagen: Hut ab vor dieser Energie. Die Scheibe wird übrigens auch als DVD erscheinen, enthält dann aber nicht die beiden Studio Bonusstücke. Einziger klitzekleiner Wermutstropfen der DVD Version ist der, dass zwischen den Songs Tafeln mit den Songtiteln eingeblendet werden und somit der Eindruck eines durchlaufenden Konzertes ein wenig gestört wird. Als Bonus gibt es dafür dann noch eine Bildergalerie und die Audio-Selection, die heutzutage schon Standard ist. Insgesamt scheinen mir beide Veröffentlichungen ihr Recht zu haben (die 2CD wegen der Bonustracks und die DVD wegen des Eindrucks selbst dabei gewesen zu sein!). Hunde wollt Ihr ewig rocken? Ja, bitte!

Frank Scheuermann