Reviews

Hart, Beth
Fire on the Floor

Label: Mascot (2016)

Unter all den Gewinnern von Castingshows weltweit in den letzten zweieinhalb Dekaden kommt Beth Hart mit ganz großer Sicherheit eine Sonderstellung zu. Sie gehört vermutlich zu den ganz wenigen, die ihr ganz eigenes Ding durchziehen. Auf was auch immer sie Lust hat - sie tut es. Mal gibt sie die Popdiv, mal die Jazzsängerin, dann wieder die Rock Bitch und am Ende des Tages die Soulsängerin. 

Wenn man ihre Biographie betrachtet, kann man nicht umhin, in all diesen Facetten jeweils Teile ihrer Persönlichkeit zu entdecken, die sie oft bis jenseits der Schmerzgrenze ausgelebt und kultiviert hat. Seit einigen Jahren ist Beth Hart nun clean. Ich muss gestehen, dass ich ihre Performance unter Alkohol- und Drogeneinfluss intensiver gefunden habe, ja geradezu existentialistisch. Diese unfassbare Intensität ist zumindest in meinen Ohren so nicht mehr gegeben. Vermutlich ist das für sie und ihre Familie besser. Aus rein kreativer Sicht jedoch trauere ich dem ein wenig nach. 

Stellt sich also die Frage, wer oder was ist Beth Hart im Jahre 2016? Sie ist immer noch eine unfassbar abwechslungsreiche Künstlerin, deren gefühlte Heimat der Blues ist, den sie allerdings in erster Linie als Basis benutzt, um andere Musikstile davon ausgehend auszuloten. Und das macht sie immer noch stilvoll, auch wenn nicht alle Arrangements sitzen. Zuweilen verschiebt sich das Gewicht zu sehr in glatte poppigere Interpretationen des souligen Grundstocks. Vielleicht nicht die beste von Beth Hart, aber ein Werk, das zumindest den einen oder anderen Reinhörer verdient hat.

Frank Scheuermann

7/10 






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